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Corinna
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Eine Psychotherapie ist bei schweren Phobien vor einer Zahnbehandlung unumgänglich
(3. Dezember 2007) Wissenschaftler der Universität Münster wollen die so genannte Eye Movement Desensitization und Reprocessing Therapie (EMDR-Therapie) untersuchen. Die Forscher erhoffen sich neue Erkenntnisse, um Menschen mit einer krankhaften Angst vor dem Zahnarzt helfen zu können. Erste Studien in Holland haben gezeigt, dass diese Therapie auch bei schwerwiegenden Phobien gute Heilungserfolge erzielt.
„Ein Zahnarztbesuch ist für etwa 60 Prozent der Menschen unangenehm. Für rund elf Prozent der Bevölkerung stellt er allerdings eine unüberwindbare Hürde dar“, sagte der Studienleiter Stephan Doering, Professor für Psychosomatik in der Zahnheilkunde am Universitätsklinikum Münster (UKM). Diese Menschen leiden an einer so genannten Zahnarztphobie, die der Flugangst sehr ähnlich ist, erklärt der Wissenschaftler weiter.
„Forscher haben entdeckt, dass Patienten mit einer krankhaften Angst vor der Zahnbehandlung sehr oft eine für sie belastende Situation bei einem Zahnarztbesuch in der Kindheit erlebt haben“, so Doering. Die Symptome unter denen die Betroffenen leiden, sind mit denen einer posttraumatischen Belastungsstörung vergleichbar: Sie leiden unter Alpträumen, die Erinnerung an die traumatisierende Situation laufe plötzlich und unkontrolliert immer wieder vor dem inneren Auge ab, Reizbarkeit und Ängstlichkeit verstärken sich über die Jahre. Als Folge vermeiden die Betroffenen alles was sie mit der Belastung in Verbindung bringen, zum Beispiel gehen sie nicht mehr zum Zahnarzt, erklärt Doering das Handlungsschema.
Solche Traumaerfahrungen werden relativ erfolgreich mit der EMDR-Therapie behandelt. „Dabei geht es darum, die beiden Gehirnhälften mittels Augenbewegungen abwechselnd zu stimulieren, nachdem zuvor die traumatischen Erinnerungen hervorgerufen wurden“, erklärt Doering das Behandlungsverfahren. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass was Traumapatienten helfe, könnte auch bei dieser Phobie nützlich sein. Vorhergehende Untersuchungen in Amsterdam zeigten bereits sehr gute Erfolge: Bei einem Großteil der Betroffenen konnte eine solche Phobie mit drei bis vier psychotherapeutischen Sitzungen zumindest erheblich gelindert werden. Eine Zahnarztbehandlung war daraufhin wieder möglich.
Das Forscherteam um Doering sucht nun Betroffene, die bereit sind, an der Studie teilzunehmen. Verhaltenstests und Untersuchungen, die die Aktivität der Hirnrinde messen, während der Proband Bildern, Tönen und Gerüchen aus einer Zahnarztpraxis ausgesetzt ist, sind Teil der Studie. Nach Abschluss der Behandlung steht ein Besuch in der Zahnklinik an, bei dem eine Zahnreinigung durchgeführt wird. „Die Tests können auf Wunsch der Patienten übrigens jederzeit abgebrochen werden“, so Doering. Er geht von einer guten Heilungschance aus.
Aber auch Hypnose sei nach Ansicht des Mediziners eine gute Methode, um den Stress vor einer Zahnbehandlung zu reduzieren. Allerdings können damit die Ängste nicht nachhaltig bekämpft werden, sondern nur jene, die unmittelbar vor einer anstehenden Behandlung entstehen. „Wenn es sich um schwerwiegende Ängste handelt, ist eine Psychotherapie unumgänglich“, so der Mediziner. Von einer Vollnarkose, außer in Notfällen oder bei Schwerstbehinderten, rät Doering ebenfalls ab, da dies kein heilender Ansatz sei und eine Vollnarkose immer große Gesundheitsrisiken in sich berge. (hTb)
Quelle: pressetext.de
(3. Dezember 2007) Wissenschaftler der Universität Münster wollen die so genannte Eye Movement Desensitization und Reprocessing Therapie (EMDR-Therapie) untersuchen. Die Forscher erhoffen sich neue Erkenntnisse, um Menschen mit einer krankhaften Angst vor dem Zahnarzt helfen zu können. Erste Studien in Holland haben gezeigt, dass diese Therapie auch bei schwerwiegenden Phobien gute Heilungserfolge erzielt.
„Ein Zahnarztbesuch ist für etwa 60 Prozent der Menschen unangenehm. Für rund elf Prozent der Bevölkerung stellt er allerdings eine unüberwindbare Hürde dar“, sagte der Studienleiter Stephan Doering, Professor für Psychosomatik in der Zahnheilkunde am Universitätsklinikum Münster (UKM). Diese Menschen leiden an einer so genannten Zahnarztphobie, die der Flugangst sehr ähnlich ist, erklärt der Wissenschaftler weiter.
„Forscher haben entdeckt, dass Patienten mit einer krankhaften Angst vor der Zahnbehandlung sehr oft eine für sie belastende Situation bei einem Zahnarztbesuch in der Kindheit erlebt haben“, so Doering. Die Symptome unter denen die Betroffenen leiden, sind mit denen einer posttraumatischen Belastungsstörung vergleichbar: Sie leiden unter Alpträumen, die Erinnerung an die traumatisierende Situation laufe plötzlich und unkontrolliert immer wieder vor dem inneren Auge ab, Reizbarkeit und Ängstlichkeit verstärken sich über die Jahre. Als Folge vermeiden die Betroffenen alles was sie mit der Belastung in Verbindung bringen, zum Beispiel gehen sie nicht mehr zum Zahnarzt, erklärt Doering das Handlungsschema.
Solche Traumaerfahrungen werden relativ erfolgreich mit der EMDR-Therapie behandelt. „Dabei geht es darum, die beiden Gehirnhälften mittels Augenbewegungen abwechselnd zu stimulieren, nachdem zuvor die traumatischen Erinnerungen hervorgerufen wurden“, erklärt Doering das Behandlungsverfahren. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass was Traumapatienten helfe, könnte auch bei dieser Phobie nützlich sein. Vorhergehende Untersuchungen in Amsterdam zeigten bereits sehr gute Erfolge: Bei einem Großteil der Betroffenen konnte eine solche Phobie mit drei bis vier psychotherapeutischen Sitzungen zumindest erheblich gelindert werden. Eine Zahnarztbehandlung war daraufhin wieder möglich.
Das Forscherteam um Doering sucht nun Betroffene, die bereit sind, an der Studie teilzunehmen. Verhaltenstests und Untersuchungen, die die Aktivität der Hirnrinde messen, während der Proband Bildern, Tönen und Gerüchen aus einer Zahnarztpraxis ausgesetzt ist, sind Teil der Studie. Nach Abschluss der Behandlung steht ein Besuch in der Zahnklinik an, bei dem eine Zahnreinigung durchgeführt wird. „Die Tests können auf Wunsch der Patienten übrigens jederzeit abgebrochen werden“, so Doering. Er geht von einer guten Heilungschance aus.
Aber auch Hypnose sei nach Ansicht des Mediziners eine gute Methode, um den Stress vor einer Zahnbehandlung zu reduzieren. Allerdings können damit die Ängste nicht nachhaltig bekämpft werden, sondern nur jene, die unmittelbar vor einer anstehenden Behandlung entstehen. „Wenn es sich um schwerwiegende Ängste handelt, ist eine Psychotherapie unumgänglich“, so der Mediziner. Von einer Vollnarkose, außer in Notfällen oder bei Schwerstbehinderten, rät Doering ebenfalls ab, da dies kein heilender Ansatz sei und eine Vollnarkose immer große Gesundheitsrisiken in sich berge. (hTb)
Quelle: pressetext.de