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Demenz in kombi mit einem Trauma?

sarah2306

Neues Mitglied
Ort
NRW
Status
HPA
Hallo zusammen!
Ich habe z.zt in der Tagespflege in der ich arbeite einen "speziellen" Fall bzw Gast.
Der gute Mann hat hat eine fortgeschrittende Demenz zusätzlich dazu eine art Trauma.
Herr F. sagt min. alle 2 min "Ich hab mich rasiert"...Erst recht wenn es in richtung essen geht.
Durch erzählungen von der Ehefrau wissen wir das er als Jugentlicher/Junger Mann schwer ärger bekommen hat wenn
er nicht rasiert war. In folge dessen hat er auch kein essen bekommen. Nun kommt dieses Verhalten / dieses Trauma extrem durch gekoppelt mit einer enormen Agression. Wir überlegen sogar ihn aus der Gruppe auszuschließen.
Wenn ich allerding in eine 1:1 betruung mit ihm gehe, klappt das. Unser Bufdi (ehemals Zivi) hat heute sogar fast eine gescheuert bekommen weil er nicht rasiert ist. Wenn man jedesmal auf seine Rasur eingeht bleibt er relativ friedlich.
Nun meine Frage, kann man dieses "Trauma" trotz der Demenz in irgendeiner Form behandeln oder umlenken?
Oder habt ihr sonst noch Vorschläge? Das würde mir sehr helfen.
Danke
Sarah
 
Hallo Sarah,
also da hast du meiner Meinung nach ganz schlechte Karten, durch diese Demenz geht er in das Trauma was er als Jugendlicher erfahren hat, als Erwachsener war im ganz klar das ihm unrasiert nichts passieren kann weil ihm da einfach niemand mehr was zu sagen hatte, aber durch die Demenz wird das wieder aktualisiert und da hängt er fest. Demenzkranke haben leider keine Einsicht zur Therapie, ihnen fehlt die Einsicht in ihre Krankheit (hier ist es ja das Trauma das behandelt werden will) die Kognitiven abläufe stimmen nicht und ich denke da hat man einfach ganz schlechte Karten. Ihr könnt ihm nur rasierte Männer oder Mädels schicken. Herausfinden was ihr tun könnt damit er nicht agressiv wird und das tun, das ist leider das einzige bei ihm könnt ihr da sonst nichts machen er ist durch eine Therapie wegen dem Trauma nicht behandelbar aufgrund seiner Demenz.
LG Daniela
 
Hallo Sarah,

ein Trauma beschreibt im Alltagssprachgebrauch jegliche negativen und /oder leidvollen Erfahrungen, beschreibt Verletzungen aller Art. Insofern denke ich, hat Dein Gast in der Tagespflege auch irgendwann ein Trauma erlitten. In der Fachsprache führen zu einem Trauma besondere seelische, emotionale und erschütternde Ereignisse, die wiederum zu bestimmten Reaktionen und Störungen führen können. Darunter leidet der von dir beschriebene Mann wahrscheinlich nicht. Zumindest sollte man mit einer Diagnose "Demenz PLUS Trauma" vorsichtig sein. Demenzen gibte es viele Arten, und auch die Abstufungen müssen berücksichtigt werden. Nicht immer ist ein Demenzkranker nicht mehr einsichtig, was Therapie oder seine Lebensumstände anbelangt. Das Problem ist das Erinnerungsvermögen. Demenzen können mit Wahnvorstellungen, so genannten Verwirrtheitzuständen einhergehen. Das Verhalten Demenzkranker wird auch häufig als aggressiv interpretiert... oft sogar fälschlich, da nur ein hilfloser Versuch des Patienten, Kontakt aufzunehmen "mißverstanden" wird. In der Dementenpflege gibt es heute viele neue Ansätze. eine aufdeckende und aufarbeitende psychotherapeutische behandlung ist bei Dementen gewiss kontrainidziert. Es kann höchstens zu noch mehr Unsicherheit (die in einer feindlich gewordenen Welt ohnehin schon groß ist ) führen. Aber es gibt sehr wohl Möglichkeiten, positiv auf das Erleben und Leben dementkranker Patienten einzuwirken. Stichworte sind: Validation, Erinnerungsarbeit, basale Stimulation etc....Es gibt Bücher dazu und immer auch wieder Kurse. Wenn du viel mit demenzkranken Gästen in der Tagespflege zu tun hast, wäre eine solche Fachfortbildung gewiss angebracht. Ich denke, das hängt auch davon ab, wie Deine Einrichtung aufgestellt ist bzw. welche Richtung der Betreuung im Fokus steht.

Liebe Grüße
Carola
 
Hallo Ihr 2 und Danke für die Antworten.
Zum Thema umgang mit Dementen, da kenne ich mich sehr gut aus. Ich bin Altenpflegerin und das ist mein täglich Brot.
Das Wort Trauma sauge ich mir auch nicht aus den Fingern , sondern es wurde auch von seiner Ehefrau so erwähnt. Die beiden sind ein Paar er 18 ist und direkt nach dem krieg haben sie geheiratet....Das heißt es sind sicherlich verlässliche Informationen.
Das Problem ist das er wirklich bei Menschen mit Bart zu schlägt! Und da es eine Tagespflege ist, kann man die Menschen nicht unbedingt trennen. Es gibt immer jemanden der schlecht oder unrasiert ist. Natürlich setzten wir die beiden nicht nebeneinander, trotzdem löst das sehen agressionen aus und er haut auf dem Tisch. Ich mag den Mann und komme sehr gut mit ihm aus ( allerding 1:1 Betreuung ) wir arbeiten mit IDA, das speziell für solche Verhalten ist. Da wir aber auch damit nicht weiter kommen, dachte ich, ich frage mal hier....Nun gut, es hätte ja sein können...so muss er zwangsläufig wohl aus der Tagespflege aussteigen da die Situation so untragbar ist.

LG
Sarah
 
Moin Sarah,

wie gesagt, es gibt bestimmte Verfahren, mit denen man Einfluss auf das Erleben etc. bei an Demenz Erkrankten nehmen kann Es kommt immer auf die Umstände an. Und damit man diese so genau wie möglich objektiviert, ist es nötig, auch bei der "Diagnose"stellung solche Fachkriterien zu berücksichtigen (s. Verwendung des Begriffes Trauma). Ich habe an einigen Symposien zum Thema Demenz teilgenommen, kann aber leider nicht behaupten, in der Arbeit mit Dementen über Erfahrung zu verfügen.....außer aus Gesprächen mit meiner Schwägerin, die Pflegedienstleitung ist und viel mit Dementen zu tun hat. Biografiearbeit und Nutzen der Ressourcen sind dabei Stichworte, die immer wieder aufkommen. Was bedeutet bei Euch IDA?? ich habe unter diesem Kürzel einiges im Netz aber kein Konzept gefunden. Heißt es Inititiative Demenzversorgung in der Allgemeinmedizin???

Auf jeden Fall wünsche ich dir weitherhin viel Kraft!! für deine gewiss auch oft belastende Arbeit!!!

Carola
 
Das Einzige, was Du hier tun kannst, ist ein Ritual zu finden, das seine Angst einbaut - quasi prophylaktisch. Also nicht gegen das Symptom arbeiten, sondern es utilisieren (nutzen). Da ich den Patienten nicht kenne, kann ich Dir nicht sagen, welches Ritual hier hilft. Vielleicht müsst Ihr einfach nur sagen: "Ah, Herr F, ich sehe, Sie haben sich ja schon rasiert..." Demente leben in ihrem eigenen System. Du kannst nur in ihr System gehen und dort - aus ihrer Sicht logisch - agieren.

Gruss Rudolf
 
irgendwo und irgendwann gab es doch einmal "like" buttons???....:) auf jeden Fall finde ich Rudolfs Statement sehr sinnvoll!!

LG
Carola
 
Meine Mutter war dement. Nachdem ich zuerst - natürlich - versucht hatte, ihr "vernünftig" zuzureden, bin ich irgendwann in ihre Welt eingestiegen - und danach hörte der Druck oder besser gesagt die Spannung auf.

Ich halte auch Vorträge in Pflegeheimen - für die Angehörigen - und versuche dabei immer, ihnen Situationen aus dem Leben eines Dementen zu vermitteln, nach dem Motto: "Stellen Sie sich vor, Sie legen irgendetwas (Schmuck etc.) an einen bestimmten Platz. Und wenn Sie es dann wieder holen wollen - ist es weg. Nehmen Sie an, das passiert Ihnen ein paar Mal - was denken Sie dann? usw..."

Viele haben ja riesige Probleme zu begreifen, dass die Dementen nicht bösartig oder absichtlich verletzend sind - sondern einfach aus ihrem Erleben heraus reagieren.
 
Es gibt da auch ein sehr schönes Buch: Das Herz wird nicht dement (Baer, Schote, 2009, 11,95 €) - das Einblick in die Welt der Demenz gibt (soweit es eben für Nichtdemente möglich ist) und Ansätze zum Umgang mit ihr gibt.
 
Ja, das kenne ich. Ist sehr zu empfehlen.
 
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