Eisenhut – Aconitum napellus
Der blaue Eisenhut gehört zur Familie der Hahnewnfußgewächse (Ranunculaceae) und ist die giftigste Pflanze Europas.
Beschreibung der Pflanze:
0,5-1,5 m hohe Staude mit knolliger, rübenförmig verdickter, fleischiger Wurzel, bis zum Grunde 5-7teiligen Laubblättern und einer dichten, vielblütigen, einfachen oder ästigen Blütentraube mit violetten, zygomorphen Blüten mit kahnförmigem bis halbkugeligem Helm .
Droge:
Die zum Ende der Blütezeit gesammelten und rasch bei 40° C getrockneten Wurzeln und Wurzelknollen.
Herkunft:
Meist aus Wildsammlung, vor allem Jugoslawien, Ungarn, Rumänien, Russland und Italien, selten Anbau (Versuche laufen zB in der Ukraine und in Polen)
Inhaltsstoffe:
Der Eisenhut enthält ca. 20 verschiedene Alkaloide vom Diterpentyp (= Diterpenalkaloide) mit Aconitin als Hauptkomponente.
Wirkungen:
Durch Erhöhung der Permeabilität reizbarer Membranen für Natriumionen, Verlängerung des Natriumioneneinstroms während des Aktionspotentials und Verzögerung der Repolarisation wirken Aconitin und Eisenhutknollen auf sensible und motorische Nervenendigungen sowie das ZNS zuerst erregend, später lähmend.
Verwendung:
Selten in der Volksheilkunde innerlich und äußerlich zur Schmerzstillung bei Neuralgien, Myalgien, Muskel- und Gelenkrheumatismus, Entzündungen seröser Häute und Migräne sowie, in Kombination mit Herbstzeitlosensamen (Colchici semen), bei Gicht verwendet. Da die Dosierung mit Pulver, Tinktur und Salbe unsicher ist, verwendet man immer mehr das reine Aconitin.
In der Homöopathie setzt man die Pflanze bei Bronchitis, Ischias und Herzbeutelentzündungen ein.
Infolge der geringen therapeutischen Breite heute fast nur noch in homöopathischen Arzneimitteln.
Nebenwirkungen:
Infolge der geringen therapeutischen Breite können bereits bei Anwendung therapeutischer Dosen: Parästhesien, Erbrechen, Schwindel, Muskelkrämpfe, Hypothermie, Bradykardie, Herzrhythmusstörungen und zentrale Atemlähmung auftreten.
Akute Toxizität:
Intoxikationen beginnen mit den zuvor genannten Symptomen. Diesen folgen bereits nach wenigen Minuten qualvolles Erbrechen, Durchfälle, sich verlangsamende und unregelmäßige Atmung, Arrhythmie und Bradykardie, unregelmäßiger, schwacher und langsamer Puls, erniedrigter Blutdruck und Sehstörungen. Der Tod tritt bei erhaltenem Bewusstsein durch Atemlähmung oder Herzversagen ein. Das Überstehen der Vergiftung ist mit Folgeschäden verbunden. Die geschätzte letale Dosis beträgt 1-2 g Eisenhutknollen.
Allgemeine Therapiemaßnahmen bei akuter Vergiftung:
Sofortige Giftentfernung mittels Erbrechen sowie Magen-Darm-Entleerung durch Magenspülung und Gabe von Medizinalkohle. Spezifische Antidote sind nicht bekannt.
Name:
Der Eisenhut wurde auch Sturmhut, Helmgiftkraut, Mönchskappe und Kappenblume genannt. Diese Namen beziehen sich alle auf die Blütenform der Pflanze. Weitere Bezeichnungen waren Fuchswurzel, Wolfsgift und Teufelswurz.
Der Gattungsname Aconitum kommt vom griechischen "en akoneios" und bedeutet auf schroffen Felsen wachsend, womit er auf das Vorkommen der dort heimischen Arten verweist.
Der Artname napellus ist eine Verkleinerungsform von napus der Rübe und bezieht sich auf das Aussehen der Wurzel.
Geschichtliches:
In der griechischen Sage wird berichtet, daß der Eisenhut aus dem Speichel des dreiköpfigen Cerberus entstand, als dieser von Herkules aus der Unterwelt geholt wurde. Menschlicher und tierischer Speichel wurde damals für giftig gehalten, und je scheußlicher eine Kreatur war, um so giftiger galt auch ihr Speichel.
Im antiken Griechenland war es der Bevölkerung verboten, den Eisenhut anzupflanzen, in den staatlichen Gärten indes wurde er allerdings gehalten.
Dioscurides schreibt über den Eisenhut: "Derselbigen gebraucht man zum Wolfsfang, denn wenn man die Wurzeln in das rohe Fleisch steckt und die Wölfe das Fleisch mit den Wurzeln fressen, pflegen sie davon zu sterben."
Von Plinius d.Ä. wurde der Eisenhut als pflanzliches Arsen bezeichnet.
In der Antike und im Mittelalter waren Giftmorde mit Aconitin sehr häufig, es war damals das am meisten gebrauchte Mordgift. Ein Giftanschlag auf den Propheten Mohammed im 7. Jahrhundert schlug fehl, da er den bitteren Geschmack sofort bemerkte. Er soll aber, so schreibt die Sage, 3 Jahre später dann doch an den Folgen des Giftes gestorben sein. Auch der römische Kaiser Claudius und Pabst Hadrian VI sollen mit Eisenhut vergiftet worden sein.
Aconitin wurde von vielen Kulturen als Pfeilgift gebraucht, so auch im 15. Jahrhundert von den Mauren während ihrer Kämpfe gegen die Spanier. Im alten Griechenland richtete man auch Verbrecher mit dem Gift hin, wobei Eisenhut nur den Deliquenten verabreicht wurde, die besonders schwere Verbrechen begangen hatten, da der Tod mit Aconitin besonders grausam ist.
Im Kräuterbuch des Tabernaemontanus lesen wir: "Es ist diß Kraut (vor allen anderen Gewächsen / das ärgste Gifft / dann es) also gifftig / daß auch der beste Theriak oder Mithridat (damals übliche Gegengifte) nichts dargegen schaffen kan / derowegen diejenigen / so diß Kraut im Garten wachsen haben / fleißig achtung geben sollen / damit diß gifftige und tödliche Kraut nicht unter andere Kochkräuter genommen werde / dann es den Menschen in kurzer Zeit ums Leben bringe."
Mattioli beschrieb 1586 den Eisenhut damit, daß dieser "ein gewaltig tödlich Gifft sey, das sich fast mit keiner Artzney vertreiben läßt".
Es wird auch berichtet, daß Roßhändler den Tieren die Pflanze zu fressen gaben damit diese schön feurig wurden.