Moin
@Lalelu444
Ich habe bei vielen Überlegungen in einer persönlichen Extremsituation letztes Jahr, als ich nochmals über vieles reflektieren musste, wie es weitergeht bei mir, diesen Bachelor der Diploma ebenso entdeckt und kann Dir sagen: vergiss es. Ich wusste echt nicht, ob ich lachen oder heulen sollte, als ich das fand.
Ich muss allerdings Dir erst mal zugestehen. Für jemanden, der sich mit der HP-Situation in Deutschland und gerne auch Europa nicht tiefgehend auseinandergesetzt hat, vielleicht auch weil er gar nicht weiss, wo die Fussangeln sind, ist mir durchaus nachvollziehbar, dass "es" lockt.
Ich finde es von der Diploma sehr ärmlich, dass eher beiläufig als ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass Dir dieses Studium wenig bis nichts nutzt, wenn Du die Amtsärztliche Überprüfung nicht bestehst. Und die bestehst Du nicht, weil Du mit dem Bachelor winkst. Das sind zwei völlig voneinander getrennte Vorgänge. Es ist völlig egal, wie Du das Wissen in Dich bringst und wieviele grandiose Ausbildungen jemand bringt - ohne bestandene Amtsärztliche Überprüfung wirst Du niemals als Heilpraktiker arbeiten.
Mir war es zu blöd, dem bei Diploma zuständigen Menschen die kritische Frage zu stellen, mit welchen Firmen sie den kooperieren, um ausbildungswilligen Menschen die Illusion von Stellen-Perspektiven bei naturheilkundlichen Firmen in Aussicht zu stellen. Ich möchte die Firmen sehen, die mit diesem Bachelor was anfangen können. Glaub mir: ich habe mich die letzten 3 Jahre mit vielen Möglichkeiten in Sachen Studium als Alternative zum Heilpraktiker befasst und nicht einen sinnvollen Bachelor-Studiengang gefunden, der wirklich naturheilkundlich ausgerichtet ist. Welcher Personalverantwortliche soll diesen Bachelor der Diploma also plötzlich kennen. Und ein Bachelor bringt Dir nicht die gerade in der Heilkunde viel wichtigeren praktischen Alltagshintergrund.
Schau: ich arbeite seit vielen Jahren in der Pflege am Bett bei schwerstkranken Menschen. Da wird es schnell klar. Eine Pflegekraft nützt auf Station durch praktische Berufskenntnisse und zusammenhängendes TheorieWissen, was an der Praxis orientiert ist. Würdest Du sagen, dass eine Krankenschwester besser gerüstet ist, weil Sie ein Studium weg hat. Nix gegen Duale Studiengänge mit evidenz-orientierten Inhalten. Aber nicht jeder will eine Station leiten und ich habe genug Kollegen erlebt, die in Leitende Positionen gingen mit Fortbildungen, die auch wissenschaftsorientierte Inhalte hatten und sehr unglücklich wurden. Sie verstanden irgendwann, dass Menschen Wesen sind und Statistiken Zahlen und nicht ein einziger leidender Mensch in irgendeine Zahlenreihe passt. Nicht wenige haben teure Fortbildungen und gut bezahlte Jobs verlassen und sind zurück gegangen auf Station oder sind zerbrochen, krank geworden und aus dem Job ausgeschieden, weil sie die Kurve nicht mehr bekamen.
Der einzige wirkliche schlaue Bachelor ist aus meiner Sicht, der Bachelor in Osteopathie. Der verbindet automatisch Mensch, Wissenschaftlichkeit und Praxis. Doch selbst da, ist ein Deutscher Bachelor Osteopathie selbst in der Schweiz (mein Heimatland) nicht einfach so verwertbar, da die Schweizer Krankenkasse andere Forderungen haben als Berechtigung mit der Kasse abzurechnen als Deutsche.
Ich rate Dir dringend, Dich von dieser Idee "mit einem Bachelor kann ich auf dem internationalen Arbeitsmarkt" automatisch was anfangen nicht zu doll verleiten zu lassen. Ich habe mich sogar mit dem B.Sc. und M.Sc.Psychologie befasst und festgestellt, selbst in der Schweiz hätte ich damit dann nicht automatisch alles, um eine therapeutische Kassenzulassung zu bekommen, weil das Schweizer Gesundheitssystem nun mal gänzlich anders organisiert ist. Selbst wie Du ja zu erkennen gibst, weisst, ist es in Deutschland mit einem M.Sc.Psych nicht getan und selbst nach einer teuren Therapieverfahren-Ausbildung in den Richtlinienverfahren rechnest Du erst mit der Kasse ab, wenn Du auch noch einen Kassensitz teuer erworben hast, da diese ja Mangelware sind. Weisst Du, Evidenz ist so ein Zauberwort, was glaube ich gerne Leute lockt, die den Hang haben, seriös und wissenschaftlich arbeiten zu wollen.
Schau Dich hier im Forum mit offenem und interessiertem Geist um. Nutz die Suchfunktion und ich empfehle Dir reihenweise tolle Beiträge gerade von
@Henry.H und
@RWH die einem wirklich die Augen öffnen bezüglich dem Heilpraktikerwesen und auch dem Weg bis zur eigenen Praxis, aber auch vielen fundierten beruflichen Überlegungen.
Wenn Du wirklich in die heilkundlichen Praxis willst, dann nützt Dir primär nicht ein Studium und das Interesse am Fachlichen, sondern der verdammte Wille, sich täglich mit schwerkranken Menschen, die selber zahlen, von innen heraus zu beschäftigen. Wenn Du Dich darauf nicht einlassen kannst und einen zu blumigen Traum von einer Heilpraktiker-Tätigkeit hast, wird es sehr schwer bis unmöglich. Du musst es zudem wirklich auch wollen und ertragen können, dass Du trotz allem Mitgefühl mit Patienten für Dich selbst irgendwo auch knallhart betriebswirtschaftlich denken kannst. Daran scheitern Frauen eher als Männer - davor schützt Dich kein Studium, keine bestandene Amtsärztliche Überprüfung und auch keine tolle Praxisausstattung. Das hat was mit Dir selbst und der Entwicklung Deiner zukünftigen Persönlichkeit zu tun.
So. Ich hoffe, bei den durchaus guten Vorredner-Beiträgen ergänzend in die Presche gesprungen zu sein und Deine Fragen an Stellen beantwortet zu haben, wo die anderen, Dich vielleicht nicht ganz "getroffen" haben.