- Ort
- Baden-Baden
- Therapien
- PSE, Komplexhomöopathie, Orthomolekulare Therapie, Dorn, Matrix-Rhythmus-Therapie und andere
- Status
- HP
Den folgenden Bericht bat mich ein ehemaliger Patient zu veröffentlichen, damit andere Betroffene evtl. von seinen Erfahrungen profitieren können:
Mit Fasten gegen Zwänge und Depression
Die Veränderung kommt von innen
Der Volksmund sagt, daß Ertrinkende nach jedem Strohhalm greifen. Wer, wie ich, seit 17
Jahren von Zwängen und Depressionen beherrscht wird, greift ebenfalls nach jedem Strohhalm,
wenn es darum geht, Linderung zu bekommen.
Meine Umwelt, meine Ärzte und Psychologen kamen über die Jahre immer wieder zu
einem gegenteiligen Schluß. Ich würde nichts unternehmen, mir würde es am Willen zur
Veränderung oder an der Compliance mangeln. Es gibt keinen Vorwurf, den ich mir nicht
schon unzählige Male anhören mußte. Die Vorwürfe kommen dabei leicht über die Lippen
oder auf das Papier – ich finde die Anschuldigungen arrogant, verletzend und teilweise völlig
aus der Luft gegriffen.
Den Vogel abgeschossen hat dabei ein Facharzt für Neurologie und Psychatrie, der gegenüber
meiner Mutter behauptete, daß er mir helfen könne und seiner Hilfe nur mein Unwille im
Wege stünde, mich in seine Behandlung zu begeben. Das war der Beginn einer medikamentösen
(„Zwangs“-)Behandlung (mit begleitender Psychotherapie). Nach der Verordnung eines
wirkungslosen, trizyklischen Antidepressivums hatte der Arzt sein Pulver verschossen –
SSRIs verordnete er nicht, da ich in der Vergangenheit bereits eine sehr schlechte Erfahrung
mit Cipramil (ein SSRI) gemacht hatte.
Meine Therapiegeschichte, die im Jahr 2001 begann, läßt sich leicht zusammenfassen. Substantielle
Besserung habe ich nur einmal erfahren – das war im Jahr 2003 während und in der
Folge einer 8-wöchigen, stationären Behandlung im St. Franziska-Stift in Bad Kreuznach.
Meiner damaligen Psychotherapeutin, Frau Stadtfeld-Oertel, bin ich noch heute dankbar.
Damals half im wesentlichen eine Mischung aus drei Therapieelementen: Gespräche mit der
Therapeutin sowie die Anwendung von klassischer und kognitiver Verhaltenstherapie.
Seither konnte mir von Medizinern und Psychologen nur sehr eingeschränkt geholfen werden:
Medikamente hatten bestenfalls eine schwach-positive Wirkung, die zeitlich beschränkt war.
Zwei ambulante Psychotherapien waren ebenfalls von eingeschränktem Nutzen – im wesentlichen
Erleichterung durch die therapeutischen Gespräche. Bei meiner vorerst letzten, ambulanten
Psychotherapie wurde mit dem Arbeitsmodell der „inneren Teile“ gearbeitet (Thomas
R. Holmes, Reisen in die Innenwelt, 2007). Aus meiner Sicht handelt es sich dabei um eine
Spielart der kognitiven Verhaltenstherapie.
Ich hege den Verdacht, daß Medikamente und Verhaltenstherapien für mich ausgereizt sind.
Jetzt kommt das Heilfasten ins Bild, welches im Jahr 2015 – also 12 Jahre nach Bad
Kreuznach – endlich wieder Bewegung gebracht hat.
Als erstes möchte ich darstellen, wie ich zum Fasten gekommen bin. Gleichzeitig eröffnet
diese Darstellung für den Leser mit den Links ins Internet den Zugang zum Thema.
In ganz anderem Zusammenhang als mit meinen psychischen Problemen bin ich auf Prof. Dr.
med. Gustav Dobos gestoßen, der die Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin in
Essen leitet. Im Internet fand ich dann einen Vortrag von G. Dobos zum begleiteten Heilfasten:
http://fasten.tv/de/vortraege/dobos. Auf derselben Tagung der Buchinger Klinik, auf
der Dobos seinen Vortrag hielt, sprach auch Sylvie Gilman über ihren ARTE-Film: Fasten
und Heilen - Altes Wissen und neueste Forschung (http://fasten.tv/de/vortraege/gilman). Der
ARTE-Film ist auf YouTube griffbereit:
. Nachdem ich diese
Informationen aufgenommen hatte, war meine Neugier geweckt. Es war nur noch ein kurzer Weg bis zu meiner Anmeldung zum Heilfasten im Allgäu im August und September 2015 –
Kursinhalte: Fasten nach Buchinger, Wanderungen, Yoga, Atem- und Entspannungsübungen.
Kursleiter war Franz Moesl, der seit 1992 eigene Fasten und Yogaseminare anbietet:
www.fasten-yoga.de.
Wenn Sie als Betroffener nun ebenfalls neugierig geworden sind, dann fragen Sie am besten
nicht Psychologen und Mediziner um ihren Rat und ihre Einschätzung, ob ihnen das Fasten
helfen kann. Die allermeisten dieser Profis wissen nämlich nicht, über was sie reden – weder
gehört das Fasten zu ihrem Werkzeugkasten noch haben sie selbst Fastenerfahrung.
Ich möchte an dieser Stelle Medizinern und Psychologen wärmstens empfehlen, sich den
erwähnten ARTE-Film zwecks Erweiterung ihres Horizonts anzusehen!
In meinem Fall endete die Aussage einer Medizinerin, die mich sehr gut kennt, mit der Pauschalisierung:
„ … deine Probleme wird es (das Heilfasten) nicht lösen“. Ein anderer Arzt hat
mir abgeraten, gleich zwei Fastenkurse in Folge zu belegen.
Vor einer Woche endete mein Fastenurlaub. Vor Abreise aus dem Allgäu wagte ich keine
Prognose, was passieren würde, wenn ich wieder zu Hause in meiner gewohnten Umgebung
bin. Jetzt kann ich die vorläufige Feststellung treffen, daß sich viel zum Positiven geändert
hat:
Ich habe neue Tatkraft aus dem Allgäu mitgebracht. Von depressiver Stimmung merke
ich nichts mehr. Und Depression war, bevor ich wegfuhr, für die Hälfte meiner
Leistungsminderung verantwortlich.
Zu meiner Überraschung hat das Fasten auch den Bereich der Zwänge angegriffen.
Nicht, daß ich jetzt ohne Zwänge wäre, aber in Einzelbereichen verspüre ich
erhebliche Erleichterung. Zwangsgedanken, die mich oftmals nachts im Schlaf
verfolgten und sich beim Aufwachen nicht einfach abschneiden ließen, sind
verschwunden oder lassen sich mit vergleichsweise wenig Mühe abschneiden. Meine
Konzentrationsfähigkeit ist höher als vorher.
Im Umgang mit meinen senilen Eltern bin noch gelassener und selbstbewußter geworden.
Für die Eltern ist das zweifelsohne öfters unangenehm, da ich sie weniger
ernst nehme und öfter vor das Schienbein trete. Natürlich trete ich nur, wenn die
Senilität auf meine Kosten zu gehen droht.
Selbstverständlich ist es zu früh, eine endgültige Bilanz zu ziehen. Und so wenig ich am
Fastenende eine Prognose wagte, wie es zu Hause sein würde, wage ich jetzt eine Prognose,
ob bzw. wie lange die positiven Veränderungen Bestand haben werden oder sich künftig
sogar noch ausbauen lassen.
Die Veränderung kommt von innen
heißt es im Untertitel. Damit hat Fasten dasselbe Wirkprinzip wie Medikamente, die man
schluckt und deren Wirkung sich von innen automatisch einstellt. Der Fastende muß die
Veränderungen nur zulassen. Das ist wesentlich einfacher als die Vorgehensweise der
Verhaltenstherapie. Bei letzterer muß der Betroffene ständig gegen den inneren Schweinehund
ankämpfen. Der Kranke befindet sich in einem permanenten Kriegszustand mit sich
selbst. Wen wundert es da, daß die Betroffenen sich (über die Jahre total) erschöpfen und
angesichts der Sisyphusanstrengung depressiv werden?
Ich kann niemandem versprechen, ähnlich positive Erfahrungen mit dem Heilfasten zu machen,
wie ich sie gemacht habe. Aber wer den Leidensdruck kennt, der macht gerne mal ein
ungefährliches Experiment. Ich kann sie nur ermutigen: Nehmen sie die paar Hundert oder
ein Tausend Euro in die Hand und gehen sie Fasten! Nutzt es nichts, so schadet es nichts! Es gibt keine Mittel, die bei jedem wirken. Kann ich mit meinem Bericht aber nur wenigen, vielleicht
sogar hunderten oder tausenden helfen, so soll es mir eine große Befriedigung sein.
Jeder einzelne Erfolgsfall zählt!
Hier endet der zusammenhängende Text. Im Folgenden kommen einige Gedanken von
Gustav Dobos zum Fasten (aus o.g. Vortrag, mit Änderungen durch A. Gaffga)
Während des Fastenprogramms erleben die Patienten oft zum ersten Mal eine Eigenverantwortung
im therapeutischen Prozess. Dies begünstigt die eigene Selbstwirksamkeitserwartung
in Hinblick auf zukünftiges gesundheitsrelevantes Verhalten. Das Fasten hat sich somit für die
Initialisierung einer Ernährungsumstellung im Rahmen der Mind-Body Medizin bewährt.
Während des Fastens treten unterschiedliche Wirkungen auf. Zum einen erfahren Patienten
speziell in der Anfangsphase Nebenwirkungen wie Kreislaufbeschwerden und Kopfschmerzen,
die jedoch oft mit einfachen Mitteln behoben werden können, z.B. mit erhöhter Trinkmenge,
etwas Honig im Tee etc. Dabei erhöhen die Begleitung durch eine ordnungstherapeutisch-
mind-body-medizinisch geschulte Fachkraft sowie die Unterstützung in einer
Fastengruppe die Wahrscheinlichkeit des „Durchhaltens“ und damit der positiven Erfahrungen
deutlich.
Mit fortschreitendem Fasten kommt es bei vielen Patienten zu einer sogenannten Fasteneuphorie,
d.h. einem positiven Stimmungsbild. Verschiedene Hormonspiegel steigen an:
Serotonin (Glückshormon), Noradrenalin, Dopamin, … .
und
Fastenerfahrungen von A. Gaffga (zum Mut machen; Was erwartet einen?)
Es war eine gute Entscheidung, zwei Kurse in Folge zu belegen (12 statt 6 Tage). Am 6. Tag
setzte ich meine zwei Psychopharmaka (Fluvoxamin 50 mg/Tag, Clomipramin 25 mg/Tag)
ab und bin guter Hoffnung clean zu bleiben.
Darauf angesprochen, warum ich als Fastenneuling gleich solange faste, zog ich bisher immer
die Parallele zu meiner Besteigung des Kilimandscharo, die innerhalb von fünf Tagen über
die Bühne gegangen war und dem Körper nicht genug Zeit geboten hatte, sich an die ständig
dünner werdende Luft anzupassen (Folge: Höhenkrankheit).
Ich ergänze nun: Wie soll das Fasten eine seit 17 Jahren bestehende, hartnäckige, psychische
Störung angreifen können, wenn das Fasten bereits abgebrochen wird, kaum daß es begonnen
hat?
Ich stelle fest, daß psychische Veränderungen stattgefunden haben (Stand 6.9.2015). Deutlich
wird das an meinen Träumen, die gegen Ende der Fastenzeit eingesetzt haben. Manchmal
viele schreckliche Träume, unruhiger Schlaf, dann aber auch lange, schöne Träume. So baute
ich für mich heute Morgen eine Unterkunft auf dem Campus einer chinesischen Universität.
Die frische, kalte Luft beim Spaziergang/Yoga im Freien am Morgen des 4. September
(letzter Urlaubstag) ist mir nicht gut bekommen: ich habe mich erkältet.
Mein Körper ist auch fünf Tage nach dem Fastenbrechen (8.9.) noch nicht im (alten) Gleis.
Ich bin seit vorgestern hinter der Stirn etwas benebelt, habe leichtes Kopfweh und gestern
- 4 -
hatte ich eine katastrophale Verstopfung, die mich den ganzen Arbeitstag kostete und einen
ordentlichen Muskelkater in Bauch, Oberschenkeln und am After hinterließ.
einen Tag lang Hautausschlag: rote Punkte auf der Brust und auf einem Teil des Bauchs.
Seit der Verstopfung keine perfekte Kontrolle des Schließmuskels am After – immer wieder
suppt es unbemerkt etwas. Mehrmals am Tag Stuhlgang – Suppe langsam abnehmend. Am
11.9. sind Verdauung und Stuhlgang wieder halbwegs normal, der Schließmuskel ist ab dem
9.11. wieder voll funktionsfähig.
(Nach dem nächsten Fasten werde ich gezielt die Darmflora aufbauen (Einnahme von
SymbioFlor 1 und 2).)
Wie schon während des Fastens ist der Schlaf-/Wachrhythmus starken Schwankungen
unterworfen. So brauche ich beispielsweise am 9.9. zehn Stunden Schlaf, vom 11. auf den
12.9. tun es dagegen ungefähr halb so viele Stunden.
Generell gerät beim Fasten vieles durcheinander: So trank ich meist doppelt so viel wie vor
der Fastenzeit, Kreislaufbeschwerden, Kopfschmerzen, das Schlafbedürfnis ist teilweise
extrem gering, … . Verallgemeinerungen sind unmöglich – jeder reagiert anders, heute ist
nicht gestern und nicht morgen.
Seit dem Fastenbrechen habe ich großen Hunger – einen geschrumpften Magen konnte ich
auch anfangs nicht feststellen.
Das Fasten nach Buchinger, die Wanderungen, Yoga, Atem- und Entspannungsübungen:
dabei handelt es sich um eine ideale Kombination. Dazu kam weiterhin tagelang, sonniges
und warmes Wetter. So war das Heilfasten keine Entbehrung oder ein Leiden, sondern ein 12-
tägiger, herrlicher Urlaub.
Tagesablauf (Grundgerüst):
8 Uhr Frühstück bestehend aus Kräutertees, Smoothies, Haferwasser, warmes und kaltes Wasser
830 Uhr Yoga (meist sowohl im Freien als auch im Yogaraum)
10 Uhr Ruhe und Leberwickel (vor allem in den ersten Fastentagen zur Förderung der Entgiftung)
12 Uhr Fastensuppe (Sud von abgekochtem Gemüse)
1245 Uhr Wandern/Spaziergang, Dauer 2-3 Stunden
17 Uhr Tee, Ingwerwasser, Fastensuppe
1730 Uhr Yoga
19 Uhr Tee, danach frei
Bei gutem Wetter wurden in der Regel, ganztägige Ausflüge unternommen. Dann gab das Morgenyoga
oft am Ufer eines Bergsees. Danach je nach Vorliebe, Leistungsfähigkeit und -wille: Stehpaddeln,
Schwimmen, Wandern. Rückkehr ins Hotel zum 17 Uhr-Tee.
Am Freitag, den 21.8. habe ich mit meinen Entlastungstagen begonnen. Zum Frühstück habe
ich mein letztes Müsli gegessen, dann gab es bis Sonntagabend nur noch Obst. Mit dieser
Methode bin ich ohne Hungergefühl in das Fasten hinübergeglitten.
Während des Fastens genoß ich bald eine Sonderstellung in der Fastengruppe, indem ich
gehaltvollere Gemüsesuppen als die anderen Teilnehmer serviert bekam. Die Gründe dafür
lagen in meinem geringen Körpergewicht und meinen überdurchschnittlichen körperlichen
Aktivitäten.
Nach 11 Fastentagen kann man mit 3 – 5 kg Gewichtsabnahme rechnen.
Ich war überrascht, zu welchen körperlichen Leistungen man während des Fastens fähig ist.
So habe ich drei große Wanderungen unternommen:
vom Vilsalpsee (1168 m) in Tirol einmal die Besteigung des Gaishorns (2247m) und ein
anderes Mal eine große Rundwanderung mit den Stationen Vilsalpe, Schrecksee, Landsberger
Hütte, Schochenspitze (2069 m),
vom Hotel (976 m) aus die Besteigung des Wertacher Hörnle und des Kessel (1695 m).
Nach der ersten großen Wanderung reichte allerdings die Fettverbrennung aus den Körperreserven
nicht mehr aus, so daß ich zu „Doping“ greifen mußte. Wunder wirken ein oder zwei
große Tassen wohlschmeckende Buttermilch, die auf den Alpen verkauft werden. Abends gab
es dann gelegentlich ein alkoholfreies Bier. Beides weckt kein Hungergefühl, ist kalorienarm
und fastenverträglich.
Es war eine gute Entscheidung, die erste Fastenerfahrung unter Anleitung eines erfahrenen
Fastenleiters zu machen. Ich kann Franz Moesl, den Fastenleiter, sowie die Kurse im Allgäu
nur wärmstens weiterempfehlen. Wer Berge nicht mag, kann auch an die See oder anderswo
hin fahren – Hauptsache: Bewegung!
Meine unreine Haut an den Füßen ist einer glatten, weichen Haut gewichen.
Links
zur allgemeinen Orientierung
– ARTE Film
http://fasten.tv/de/vortraege/gilman – Vortrag von Sylvie Gilman
http://fasten.tv/de/vortraege/dobos – Vortrag von Gustav Dobos
Fastenkurse
www.fasten-yoga.de - Franz Moesl
http://fasten-wander-zentrale.de/html/cms/front_content.php
www.fort-Schritte.de – Thomas Knauer
Mit Fasten gegen Zwänge und Depression
Die Veränderung kommt von innen
Der Volksmund sagt, daß Ertrinkende nach jedem Strohhalm greifen. Wer, wie ich, seit 17
Jahren von Zwängen und Depressionen beherrscht wird, greift ebenfalls nach jedem Strohhalm,
wenn es darum geht, Linderung zu bekommen.
Meine Umwelt, meine Ärzte und Psychologen kamen über die Jahre immer wieder zu
einem gegenteiligen Schluß. Ich würde nichts unternehmen, mir würde es am Willen zur
Veränderung oder an der Compliance mangeln. Es gibt keinen Vorwurf, den ich mir nicht
schon unzählige Male anhören mußte. Die Vorwürfe kommen dabei leicht über die Lippen
oder auf das Papier – ich finde die Anschuldigungen arrogant, verletzend und teilweise völlig
aus der Luft gegriffen.
Den Vogel abgeschossen hat dabei ein Facharzt für Neurologie und Psychatrie, der gegenüber
meiner Mutter behauptete, daß er mir helfen könne und seiner Hilfe nur mein Unwille im
Wege stünde, mich in seine Behandlung zu begeben. Das war der Beginn einer medikamentösen
(„Zwangs“-)Behandlung (mit begleitender Psychotherapie). Nach der Verordnung eines
wirkungslosen, trizyklischen Antidepressivums hatte der Arzt sein Pulver verschossen –
SSRIs verordnete er nicht, da ich in der Vergangenheit bereits eine sehr schlechte Erfahrung
mit Cipramil (ein SSRI) gemacht hatte.
Meine Therapiegeschichte, die im Jahr 2001 begann, läßt sich leicht zusammenfassen. Substantielle
Besserung habe ich nur einmal erfahren – das war im Jahr 2003 während und in der
Folge einer 8-wöchigen, stationären Behandlung im St. Franziska-Stift in Bad Kreuznach.
Meiner damaligen Psychotherapeutin, Frau Stadtfeld-Oertel, bin ich noch heute dankbar.
Damals half im wesentlichen eine Mischung aus drei Therapieelementen: Gespräche mit der
Therapeutin sowie die Anwendung von klassischer und kognitiver Verhaltenstherapie.
Seither konnte mir von Medizinern und Psychologen nur sehr eingeschränkt geholfen werden:
Medikamente hatten bestenfalls eine schwach-positive Wirkung, die zeitlich beschränkt war.
Zwei ambulante Psychotherapien waren ebenfalls von eingeschränktem Nutzen – im wesentlichen
Erleichterung durch die therapeutischen Gespräche. Bei meiner vorerst letzten, ambulanten
Psychotherapie wurde mit dem Arbeitsmodell der „inneren Teile“ gearbeitet (Thomas
R. Holmes, Reisen in die Innenwelt, 2007). Aus meiner Sicht handelt es sich dabei um eine
Spielart der kognitiven Verhaltenstherapie.
Ich hege den Verdacht, daß Medikamente und Verhaltenstherapien für mich ausgereizt sind.
Jetzt kommt das Heilfasten ins Bild, welches im Jahr 2015 – also 12 Jahre nach Bad
Kreuznach – endlich wieder Bewegung gebracht hat.
Als erstes möchte ich darstellen, wie ich zum Fasten gekommen bin. Gleichzeitig eröffnet
diese Darstellung für den Leser mit den Links ins Internet den Zugang zum Thema.
In ganz anderem Zusammenhang als mit meinen psychischen Problemen bin ich auf Prof. Dr.
med. Gustav Dobos gestoßen, der die Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin in
Essen leitet. Im Internet fand ich dann einen Vortrag von G. Dobos zum begleiteten Heilfasten:
http://fasten.tv/de/vortraege/dobos. Auf derselben Tagung der Buchinger Klinik, auf
der Dobos seinen Vortrag hielt, sprach auch Sylvie Gilman über ihren ARTE-Film: Fasten
und Heilen - Altes Wissen und neueste Forschung (http://fasten.tv/de/vortraege/gilman). Der
ARTE-Film ist auf YouTube griffbereit:
Informationen aufgenommen hatte, war meine Neugier geweckt. Es war nur noch ein kurzer Weg bis zu meiner Anmeldung zum Heilfasten im Allgäu im August und September 2015 –
Kursinhalte: Fasten nach Buchinger, Wanderungen, Yoga, Atem- und Entspannungsübungen.
Kursleiter war Franz Moesl, der seit 1992 eigene Fasten und Yogaseminare anbietet:
www.fasten-yoga.de.
Wenn Sie als Betroffener nun ebenfalls neugierig geworden sind, dann fragen Sie am besten
nicht Psychologen und Mediziner um ihren Rat und ihre Einschätzung, ob ihnen das Fasten
helfen kann. Die allermeisten dieser Profis wissen nämlich nicht, über was sie reden – weder
gehört das Fasten zu ihrem Werkzeugkasten noch haben sie selbst Fastenerfahrung.
Ich möchte an dieser Stelle Medizinern und Psychologen wärmstens empfehlen, sich den
erwähnten ARTE-Film zwecks Erweiterung ihres Horizonts anzusehen!
In meinem Fall endete die Aussage einer Medizinerin, die mich sehr gut kennt, mit der Pauschalisierung:
„ … deine Probleme wird es (das Heilfasten) nicht lösen“. Ein anderer Arzt hat
mir abgeraten, gleich zwei Fastenkurse in Folge zu belegen.
Vor einer Woche endete mein Fastenurlaub. Vor Abreise aus dem Allgäu wagte ich keine
Prognose, was passieren würde, wenn ich wieder zu Hause in meiner gewohnten Umgebung
bin. Jetzt kann ich die vorläufige Feststellung treffen, daß sich viel zum Positiven geändert
hat:
Ich habe neue Tatkraft aus dem Allgäu mitgebracht. Von depressiver Stimmung merke
ich nichts mehr. Und Depression war, bevor ich wegfuhr, für die Hälfte meiner
Leistungsminderung verantwortlich.
Zu meiner Überraschung hat das Fasten auch den Bereich der Zwänge angegriffen.
Nicht, daß ich jetzt ohne Zwänge wäre, aber in Einzelbereichen verspüre ich
erhebliche Erleichterung. Zwangsgedanken, die mich oftmals nachts im Schlaf
verfolgten und sich beim Aufwachen nicht einfach abschneiden ließen, sind
verschwunden oder lassen sich mit vergleichsweise wenig Mühe abschneiden. Meine
Konzentrationsfähigkeit ist höher als vorher.
Im Umgang mit meinen senilen Eltern bin noch gelassener und selbstbewußter geworden.
Für die Eltern ist das zweifelsohne öfters unangenehm, da ich sie weniger
ernst nehme und öfter vor das Schienbein trete. Natürlich trete ich nur, wenn die
Senilität auf meine Kosten zu gehen droht.
Selbstverständlich ist es zu früh, eine endgültige Bilanz zu ziehen. Und so wenig ich am
Fastenende eine Prognose wagte, wie es zu Hause sein würde, wage ich jetzt eine Prognose,
ob bzw. wie lange die positiven Veränderungen Bestand haben werden oder sich künftig
sogar noch ausbauen lassen.
Die Veränderung kommt von innen
heißt es im Untertitel. Damit hat Fasten dasselbe Wirkprinzip wie Medikamente, die man
schluckt und deren Wirkung sich von innen automatisch einstellt. Der Fastende muß die
Veränderungen nur zulassen. Das ist wesentlich einfacher als die Vorgehensweise der
Verhaltenstherapie. Bei letzterer muß der Betroffene ständig gegen den inneren Schweinehund
ankämpfen. Der Kranke befindet sich in einem permanenten Kriegszustand mit sich
selbst. Wen wundert es da, daß die Betroffenen sich (über die Jahre total) erschöpfen und
angesichts der Sisyphusanstrengung depressiv werden?
Ich kann niemandem versprechen, ähnlich positive Erfahrungen mit dem Heilfasten zu machen,
wie ich sie gemacht habe. Aber wer den Leidensdruck kennt, der macht gerne mal ein
ungefährliches Experiment. Ich kann sie nur ermutigen: Nehmen sie die paar Hundert oder
ein Tausend Euro in die Hand und gehen sie Fasten! Nutzt es nichts, so schadet es nichts! Es gibt keine Mittel, die bei jedem wirken. Kann ich mit meinem Bericht aber nur wenigen, vielleicht
sogar hunderten oder tausenden helfen, so soll es mir eine große Befriedigung sein.
Jeder einzelne Erfolgsfall zählt!
Hier endet der zusammenhängende Text. Im Folgenden kommen einige Gedanken von
Gustav Dobos zum Fasten (aus o.g. Vortrag, mit Änderungen durch A. Gaffga)
Während des Fastenprogramms erleben die Patienten oft zum ersten Mal eine Eigenverantwortung
im therapeutischen Prozess. Dies begünstigt die eigene Selbstwirksamkeitserwartung
in Hinblick auf zukünftiges gesundheitsrelevantes Verhalten. Das Fasten hat sich somit für die
Initialisierung einer Ernährungsumstellung im Rahmen der Mind-Body Medizin bewährt.
Während des Fastens treten unterschiedliche Wirkungen auf. Zum einen erfahren Patienten
speziell in der Anfangsphase Nebenwirkungen wie Kreislaufbeschwerden und Kopfschmerzen,
die jedoch oft mit einfachen Mitteln behoben werden können, z.B. mit erhöhter Trinkmenge,
etwas Honig im Tee etc. Dabei erhöhen die Begleitung durch eine ordnungstherapeutisch-
mind-body-medizinisch geschulte Fachkraft sowie die Unterstützung in einer
Fastengruppe die Wahrscheinlichkeit des „Durchhaltens“ und damit der positiven Erfahrungen
deutlich.
Mit fortschreitendem Fasten kommt es bei vielen Patienten zu einer sogenannten Fasteneuphorie,
d.h. einem positiven Stimmungsbild. Verschiedene Hormonspiegel steigen an:
Serotonin (Glückshormon), Noradrenalin, Dopamin, … .
und
Fastenerfahrungen von A. Gaffga (zum Mut machen; Was erwartet einen?)
Es war eine gute Entscheidung, zwei Kurse in Folge zu belegen (12 statt 6 Tage). Am 6. Tag
setzte ich meine zwei Psychopharmaka (Fluvoxamin 50 mg/Tag, Clomipramin 25 mg/Tag)
ab und bin guter Hoffnung clean zu bleiben.
Darauf angesprochen, warum ich als Fastenneuling gleich solange faste, zog ich bisher immer
die Parallele zu meiner Besteigung des Kilimandscharo, die innerhalb von fünf Tagen über
die Bühne gegangen war und dem Körper nicht genug Zeit geboten hatte, sich an die ständig
dünner werdende Luft anzupassen (Folge: Höhenkrankheit).
Ich ergänze nun: Wie soll das Fasten eine seit 17 Jahren bestehende, hartnäckige, psychische
Störung angreifen können, wenn das Fasten bereits abgebrochen wird, kaum daß es begonnen
hat?
Ich stelle fest, daß psychische Veränderungen stattgefunden haben (Stand 6.9.2015). Deutlich
wird das an meinen Träumen, die gegen Ende der Fastenzeit eingesetzt haben. Manchmal
viele schreckliche Träume, unruhiger Schlaf, dann aber auch lange, schöne Träume. So baute
ich für mich heute Morgen eine Unterkunft auf dem Campus einer chinesischen Universität.
Die frische, kalte Luft beim Spaziergang/Yoga im Freien am Morgen des 4. September
(letzter Urlaubstag) ist mir nicht gut bekommen: ich habe mich erkältet.
Mein Körper ist auch fünf Tage nach dem Fastenbrechen (8.9.) noch nicht im (alten) Gleis.
Ich bin seit vorgestern hinter der Stirn etwas benebelt, habe leichtes Kopfweh und gestern
- 4 -
hatte ich eine katastrophale Verstopfung, die mich den ganzen Arbeitstag kostete und einen
ordentlichen Muskelkater in Bauch, Oberschenkeln und am After hinterließ.
einen Tag lang Hautausschlag: rote Punkte auf der Brust und auf einem Teil des Bauchs.
Seit der Verstopfung keine perfekte Kontrolle des Schließmuskels am After – immer wieder
suppt es unbemerkt etwas. Mehrmals am Tag Stuhlgang – Suppe langsam abnehmend. Am
11.9. sind Verdauung und Stuhlgang wieder halbwegs normal, der Schließmuskel ist ab dem
9.11. wieder voll funktionsfähig.
(Nach dem nächsten Fasten werde ich gezielt die Darmflora aufbauen (Einnahme von
SymbioFlor 1 und 2).)
Wie schon während des Fastens ist der Schlaf-/Wachrhythmus starken Schwankungen
unterworfen. So brauche ich beispielsweise am 9.9. zehn Stunden Schlaf, vom 11. auf den
12.9. tun es dagegen ungefähr halb so viele Stunden.
Generell gerät beim Fasten vieles durcheinander: So trank ich meist doppelt so viel wie vor
der Fastenzeit, Kreislaufbeschwerden, Kopfschmerzen, das Schlafbedürfnis ist teilweise
extrem gering, … . Verallgemeinerungen sind unmöglich – jeder reagiert anders, heute ist
nicht gestern und nicht morgen.
Seit dem Fastenbrechen habe ich großen Hunger – einen geschrumpften Magen konnte ich
auch anfangs nicht feststellen.
Das Fasten nach Buchinger, die Wanderungen, Yoga, Atem- und Entspannungsübungen:
dabei handelt es sich um eine ideale Kombination. Dazu kam weiterhin tagelang, sonniges
und warmes Wetter. So war das Heilfasten keine Entbehrung oder ein Leiden, sondern ein 12-
tägiger, herrlicher Urlaub.
Tagesablauf (Grundgerüst):
8 Uhr Frühstück bestehend aus Kräutertees, Smoothies, Haferwasser, warmes und kaltes Wasser
830 Uhr Yoga (meist sowohl im Freien als auch im Yogaraum)
10 Uhr Ruhe und Leberwickel (vor allem in den ersten Fastentagen zur Förderung der Entgiftung)
12 Uhr Fastensuppe (Sud von abgekochtem Gemüse)
1245 Uhr Wandern/Spaziergang, Dauer 2-3 Stunden
17 Uhr Tee, Ingwerwasser, Fastensuppe
1730 Uhr Yoga
19 Uhr Tee, danach frei
Bei gutem Wetter wurden in der Regel, ganztägige Ausflüge unternommen. Dann gab das Morgenyoga
oft am Ufer eines Bergsees. Danach je nach Vorliebe, Leistungsfähigkeit und -wille: Stehpaddeln,
Schwimmen, Wandern. Rückkehr ins Hotel zum 17 Uhr-Tee.
Am Freitag, den 21.8. habe ich mit meinen Entlastungstagen begonnen. Zum Frühstück habe
ich mein letztes Müsli gegessen, dann gab es bis Sonntagabend nur noch Obst. Mit dieser
Methode bin ich ohne Hungergefühl in das Fasten hinübergeglitten.
Während des Fastens genoß ich bald eine Sonderstellung in der Fastengruppe, indem ich
gehaltvollere Gemüsesuppen als die anderen Teilnehmer serviert bekam. Die Gründe dafür
lagen in meinem geringen Körpergewicht und meinen überdurchschnittlichen körperlichen
Aktivitäten.
Nach 11 Fastentagen kann man mit 3 – 5 kg Gewichtsabnahme rechnen.
Ich war überrascht, zu welchen körperlichen Leistungen man während des Fastens fähig ist.
So habe ich drei große Wanderungen unternommen:
vom Vilsalpsee (1168 m) in Tirol einmal die Besteigung des Gaishorns (2247m) und ein
anderes Mal eine große Rundwanderung mit den Stationen Vilsalpe, Schrecksee, Landsberger
Hütte, Schochenspitze (2069 m),
vom Hotel (976 m) aus die Besteigung des Wertacher Hörnle und des Kessel (1695 m).
Nach der ersten großen Wanderung reichte allerdings die Fettverbrennung aus den Körperreserven
nicht mehr aus, so daß ich zu „Doping“ greifen mußte. Wunder wirken ein oder zwei
große Tassen wohlschmeckende Buttermilch, die auf den Alpen verkauft werden. Abends gab
es dann gelegentlich ein alkoholfreies Bier. Beides weckt kein Hungergefühl, ist kalorienarm
und fastenverträglich.
Es war eine gute Entscheidung, die erste Fastenerfahrung unter Anleitung eines erfahrenen
Fastenleiters zu machen. Ich kann Franz Moesl, den Fastenleiter, sowie die Kurse im Allgäu
nur wärmstens weiterempfehlen. Wer Berge nicht mag, kann auch an die See oder anderswo
hin fahren – Hauptsache: Bewegung!
Meine unreine Haut an den Füßen ist einer glatten, weichen Haut gewichen.
Links
zur allgemeinen Orientierung
http://fasten.tv/de/vortraege/gilman – Vortrag von Sylvie Gilman
http://fasten.tv/de/vortraege/dobos – Vortrag von Gustav Dobos
Fastenkurse
www.fasten-yoga.de - Franz Moesl
http://fasten-wander-zentrale.de/html/cms/front_content.php
www.fort-Schritte.de – Thomas Knauer