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Retraumatisierung

Vision

Neues Mitglied
Ort
Dortmund
Status
HPP
Hallo zusammen,
ich habe mal eine Frage zu Trauma die ich in meinen Unterlagen nicht hinreichend beantwortet finde.

Wie verhindert man eine Retraumatisierung, und wie geht man damit um, wenn sie bereits ausgelöst wurde?

Herzlichen Dank für Antworten
 
Hallo Vision,

das ist eine Frage, zu deren Beantwortung man sicher längere Abhandlungen verfassen könnte :) ganz grob kann man sagen, das alles, was den Patienten in einen Gefühlszustand wie bei der ursprünglichen Traumatisierung bringt, zu einer Retraumatisierung führen kann - also auch therapeutische Interventionen (zB. "Hängenlassen") oder Methoden (evtl. Konfrontationstherapie, Hypnose, Imaginationen, Methoden die zu sehr ins Unbewusste gehen)

Bei komplexen Traumata durch schädliche Beziehungen zu Bezugspersonen spielt die Beziehung zwischen BehandlerIn und PatientIn eine besonders große Rolle. Hier gilt es, in der Therapie möglichst alles das zu vermeiden, was dem Beziehungsverhalten der damaligen schädigenden Bezugsperson entspricht. Bei schweren Störungen nicht immer einfach, oft reichen schon "Kleinigkeiten" um zu verunsichern. Die Beziehungsgestaltung hat größte Wichtigkeit und muss ständig überprüft werden.

Bei Traumata zB durch Wasser, Feuer, Eingesperrtsein etc. müssen Trigger zB in Imaginationen vermieden werden (ggf. keine Entsapnnungsübung "unter dem Wasserfall", oder evtl. Höhle etc.).

Ausführliche Anamnese ist immer sehr wichtig.

In der Arbeit mit Traumatisierten ist das Stabilisieren sehr wichtig. Übungen, die im Alltag helfen, mit flashbacks umzugehen, helfen auch bei Retraumatisierungen in der therapeutischen Arbeit, sofern die Beziehungsebene noch stimmt. Also Erdung durch Körperübungen, Atemübungen, Achtsamkeit "hier und jetzt".

Handelt es sich um eine Beziehungsretraumatisierung, die im therapeutischen Kontext passiert ist, wird es schwieriger. Oft ist die gemeinsame Arbeit dann nicht mehr zu retten. Wenn aber schon eine längere Strecke gemeinsam zurückgelegt worden ist und es eine Basis gibt, die trägt, gibt es schon Chancen, wieder die Kurve zu kriegen. Hier hilft dann m.E. am meisten ehrliches, offenes Ansprechen der gesamten Thematik (v.a. bzgl. Vertrauensverlust) einschließlich des "sich-persönlich-zeigens"-des Therapeuten / der Therapeutin. Dann muss eine Weile wieder mehr an vertrauensbildenden Maßnahmen gearbeitet werden, das hat dann Vorrang vor allem anderen. Auch das muss m.E. genau so thematisiert werden. Letztendlich hängt es aber vom Patienten ab, ob er nochmal neu vertrauen kann. Als Therapeutin kann man die Hand reichen, man aber keinen Einfluss drauf, ob sie nochmal ergriffen wird.

Sollte es sich um schwere Retraumatisierungen handeln (zB Missbrauch durch einen Therapeuten - hierzu gehören auch vermeintlich "einvernehmliche" sexuelle Kontakte), muss die Arbeit und der Kontakt sofort komplett abgebrochen und das Ganze möglichst zur Anzeige gebracht werden. Für den "Folgetherapeuten" gilt, dieses zu unterstützen und ganz besonders auf die Beziehungsgestaltung zu achten.

Soviel mal als allgemeine Antwort. Umfassend sind deine Fragen aber sicher nur bezogen auf einen spezifischen Fall zu beantworten.

Viele Grüße, Pia
 
Danke für deine Antwort, Pia. Ja, damit kann ich etwas anfangen.

Mein urspünglicher Gedanke in meiner Fragestellung war allerdings eine Situation in der Klienten zwangsläufig mit Traumamaterial in Berührung kommen, wie z.B. innerhalb einer Traumatherapie. Und wie man in dem Moment eine Retraumatisierung verhindert, wenn doch andererseits genau diese verdrängten Anteile ins Bewusstsein gelangen sollen.

Viele Grüße
Siam
 
Hallo Siam, indem man vorab sehr viel stabilisiert und Distanzierungstechniken einübt - zB die Bildschirmtechnik,
Traumatherapie muss aber nicht zwangsläufig Traumakonfrontation heißen. Wenn dich das Thema weitergehend
interessiert, empfehle ich dir dieses Buch
https://www.amazon.de/dp/3608891056/?tag=httpwwwpippde-21

Liebe Grüße, Pia
 
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Hallo Pia, dankeschön, für den Buchtipp.
Ja, das dachte ich mir schon.... Somatic experience konfrontiert auch weniger mit Traumamaterial. Heut zu Tage gibt es glücklicherweise sanftere Techniken. Ich kenne nicht alle, und hatte noch die klasseische Tiefenpsychologische Methode im Sinn, in der Klienten z.B. ihre Kindheitstraumen zu Verarbeitung in großen teilen wiedererleben müssen....auch in der Verhaltenstherapie geht man ja -wenn ich richtig informiert bin- ebenfalls konfrontierend vor.

Lieben Gruß, und danke noch mal....hin und her switchen, zwischen Erinnerung und Stabilisierung - yepp. :)
Siam
 
Hallo Siam,
ich würde sagen nicht hin und her switchen.
So wie pia beschrieb- erst stabilisieren.
Dann Techniken erlernen die der Pat anwenden kann bei flachbacks und intrusionen....da gibt es mehrere verschieden als handwerkzeug die induviduell herausgearbeitet werden müssen.
Dann den Pat aufklären, erklären was wann wie wo passiert in der therapie,und mit einbeziehen in das vorgehen, sein ok einholen für jeden weiteren schritt.
Ich persönlich finde ohne ausreichene Kentnisse
und ein therapeutisches Kontept sollte man die die Finger davon lassen und an Profis verrweisen die sich damit auskennen.

Gruss bara
 
Hallo Siam,
als selbst Betroffene, die aber in den letzten 20 Jahren ihre Traumatas bearbeitet und geklärt hat, kann ich Dir sagen, dass Du nie voll und ganz eine RE-traumatisierung vermeiden kannst - oder eine Dissoziation (muss ja nicht immer direkt eine Retraumatisierung sein).
Wichtig ist in dem Fall, dem Klienten/Patienten auch Handwerkszeug mit an die Hand zu geben, wie mit der Dissoziation/Situation umgegangen werden kann. Das ist eben auch wichtig für die Zeit nach der Therapie. Es gibt Auslöser die können immer wieder aktivieren - oder vllt. auch Auslöser die in der Therapie nicht erkannt wurden.
Ich habe es selber schon erlebt "auszusteigen" als ein Kollege in der Supervisionsgruppe von seinen Problemen auf der Arbeit gesprochen hat und irgendwas in dieser Erzählung eben der auslösende Faktor war.
 
Hallo Bara,
ja klar, das hin und her switchen bezog sich ja nur auf den Moment in der die Retraumatisierung zustande kommen könnte. Bevor der K. mit Traumamaterial überflutet wird muss natürlich wieder in die Recource geswitcht werden. So war das gedacht, und so dürfte es auch aus dem Zusammenhang erkennbar sein. Wie gesagt, ist nur dieser kleine, spezifische Moment gemeint gewesen, den ich etwas humorvoll umschrieb, da mir zeitgleich die Antwort auf meine zuvor gestellte Frage einleuchtete.
Und na klar, gehört sowas in fachlich kompetente Hände, und den Klienten an diese zu verweisen sollte doch wohl selbstverständlich sein, wenn man diese Kompetenz selber noch nicht hat! Eine Traumaausbildung macht man ja nicht umsonst. ;-)

Aber, man wird sich ja wohl noch interessieren, erkundigen und austauschen dürfen, ohne dass einem gleich potenzielle verantwortungslose Handlungen unterstellt werden.?

Grüße
Siam
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Tina,
herzlichen Dank für deine Schilderung.


Danke auch an Bara, für die nützlichen Ergänzungen. Das hatte ich eben versäumt anzufügen....die Bearbeitunsgzeit war vorüber.
 
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