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Buchbesprechung Schnelles Denken, langsames Denken (Daniel Kahneman)

Wie gut, dass man das automatische System auch trainiieren kann, was allerdings Zeit kostet und anstrengend ist.
Da reicht es noch für ein Stück Kuchen ...
... wobei ich bislang erstmal nur den Tortenboden fertig habe

Zum Thema Anstrengung des willentlichen System hat Kahneman sich eine Weile intensiv mit der Pupillometrie beschäftigt und gemeinsam mit Jackson Beatty festgestellt, dass dei Pupillen sich bei geistiger Anstrengung messbar erweitern. Inzwischen wird darüber geforscht, welche Bedeutung dieser Effekt für die Sicherheit im Strassenverkehr haben kann. Wir könnten darauf achten, wie sich die Pupillen von Klienten in einer Sitzung verändern.
 
Also, die Tischtennis-Aufgabe würde ich auch nicht "intuitiv" beantworten - aaaaber: Ich habe sie gerade nach einigem "Hirnen" streng logisch gelöst, und bin, ehrlich gesagt, ein bisschen stolz darauf. Erfolgserlebnis des Tages, danke, Kai! :)
 
Besonders eindrucksvoll wurde die Bahnung von John Bargh im sogenanntenr Florida-Experiment demonstriert. Studenten hatten die Aufgabe aus jeweils 5 Worten Sätze mit vier Worten zu bilden, z.B. aus "finds, he, it, yellow, instantly" den Satz: "he finds it instantly". Dabei bekam eine Gruppe Worte, die etwas mit dem Alter zu tun haben wie Florida, wo viele Amerikaner gern ihr Alter verbringen, vergesslich, Glatze, grau, Falten, usw. Obwohl das Wort "alt" nie genannt wird, scheint dieses durch die anderen Worte schneller verfügbar - gebahnt - zu werden. Das eigentliche Experiment jedoch war der Gang zu einem anderen Raum durch einen langen Flur. Die Gruppe mit den o.g. Worten ging im Mittel deutlich langsamer, so dass also das gebahnte "alt sein" die Studenen auch in ihren Bewegungen "alt" aussehen ließ.

Man nennt das Beeinflussen von Handlungen durch ein solches automatisches Denken den ideomotorischen Effekt. Hypnose, Kinesiologie und Pendeln können davon profitieren. Zugleich wirft das ein seltsames Licht auf die persönliche Freiheit und sicher werden durch Wortwahl, Musik und Bilder in der Werbung die "richtigen" Assoziationen gebahnt. In der Lösungsorientierten Therapie wird die Bahnung ganz bewusst eingesetzt, um von einer Problemtrance zu Lösungsideen zu kommen. Auch birgt das für mich eine neue Einsicht hinsichtlich Kalendersprüchen, den guten Wünschen am Eingang oder Ausgang von Häusern oder Zimmern etc. Warum auch nicht sich durch ein paar passende motivierende Worte in eine gute Prüfungsstimmung bringen?

Übrigens funktioniert das Florida-Experiment auch umgekehrt, d.h. Studenten, die absichtlich langsamer gehen, erkennen Worte aus dem Bereich des Alterns schneller als andere. Wie kann man diesen umgekehrten Florida-Effekt wohl sinnvoll fürs Lernen nutzen?
 
Moin,

also auch bei mir liefen bei der Tischtennisaufgabe mehrere Gedanken gleichzeitig ab...das gewiss auch an der Kosntellation der Aufgabenstellung in diesem "Setting" hier ;) liegt...
1. Falle 2. €, 010 3. DAS kann nicht sein....4. im "Subtext" :das wären ja dann nur 90 ct ...5. weiß nicht.....
Die angestrengte willentliche Befasssung ergab dann 5 ct bzw. 1,05 €. Mit der Lösung bin ich nun zufrieden. Ich persönlich, aber vielleicht sieht ein Mathematiker das anders :)

Floridaeffekt und Lernen? DA muss ich noch einen kleinen Moment nachdenken!! ;)
 
Das Ergebnis jedenfalls stimmt. Hier eine neue, sicher auf den ersten Blick völlig nutzlose Herausforderung: Welcher Buchstabe kommt in der deutschen Sprache häufiger als Anfangsbuchstabe vor, D oder E?
 
Huhu....spontan??:):) B
 
Carola:D
Kai: E? E ist überhaupt und immer am häufigsten, oder?
 
Kai: das erklär ich mir gar nicht...das ist eine spontane Assoziation. Ist wie mit weiß, weiß weiß, und was trinkt die Kuh?: Milch (= weiß = mit Kuh verbunden) - nur anders :)

D und E haben beide ein "e" in der Aussprache, das B(e), zudem liegt das B dicht an D und E und somit näher in der Assoziationsmöglichkeit als z.B. das G(e). Es könnte auch sein, dass das B einem deshalb schneller über die Lippen kommt, weil es auch mit ihnen gebildet wird, wohingegen das G weiter hinten im Mundraum entsteht....
 
Ha, das ist die Antwort, die ich erhofft hatte:
Carola:D
Kai: E? E ist überhaupt und immer am häufigsten, oder?
Du beantwortest hier eine andere Frage als diejenige, welche gestellt wurde, Sabine. Kahneman nennt das eine Verfügbarkeits-Heuristik. Das passiert uns vermutlich viel häufiger, als wir uns das klar machen und vor allem nicht nur bei solchen Schätzfragen, und verantwortlich ist das schnelle, automatische Denken. Auch bei Prüfungen passiert das recht häufig, dass andere Fragen beantwortet werden. Meist liegt das daran, dass ein anderes verknüpftes Wissen vorhanden ist und assoziativ angesprochen wurde. Verfügbarkeit siegt über analytische Korrektheit. Carolas Antwort hingegen zeigt eine andere Verfügbarkeit, die Sie vll selbst deuten kann - leider sind beide Antworten falsch, zumindest wenn man dieser Quelle der [WIKIPEDIA]Buchstabenhäufigkeit[/WIKIPEDIA] trauen kann, wobei allerdings B im Lexikon gegenüber D gewinnt :cool:. Aber darum geht es ja eigentlich hier gar nicht.

Liebe Grüße, Kai

P.S: Den Florida-Effekt kann man zum Lernen nutzen, indem man sich (motorisch) in die Zeit zurückversetzt, in der das Lernen besonders gut gelungen war. Typischer Weise in ein Alter, in dem Neugier und Wissensaufnahme Hand in Hand gingen, und in dem manche Bewegungen zum Beispiel in den Pausen für den notwendigen Ausgleich gesorgt hatten. Wie wär es zum Beipiel zwischendurch mit einer Runde Gummitwist oder ein paar Korbwürfen mit zerknülltem Papier oder einfach ein bisschen Rennen?
:hutwink:
 
Moin Kai,

wie meinst Du das mit dem Zurückversetzen?? Die Beispiele finde ich super!! :)...Gemacht hab ich´s immer, genützt hat es wenig!! :):) aber es stimmt schon: Wenn man sich eine klitzeklein wenig vom kindlichen Gemüt (welches ja nun mitnichten immer nur "süß" ist), bewahrt, geht es leichter....
 
Ich bin ja wohl sowas von vollautomatisch unterwegs....
Wann folgen die Übungen zum Trainieren des willentlichen Systems?
 
Hallo zusammen,

die folgende Frage ist sehr berechtigt und zugleich eigentlich lächerlich einfach zu beantworten:
wie meinst Du das mit dem Zurückversetzen??
Ich meine es im Sinne des umgekehrten Florida-Effekts so, dass die möglichst gut erinnerlichen Bewegungen von damals auch die Stärken von damals reaktivieren können, z.B. die Motivation, etwas Neues zu erleben und oder kennenzulernen, die schier unerschöpfliche Energie wieder zu spüren, die Begeisterung für das Entdecken oder sich Wundern. Bei mir zumindest ist das so, dass ich einfach ein ganz anderes Gefühl zur Arbeit bekomme, wenn ich z.B. meinen Körper wie früher hin und her wiege oder ein paar schnelle Schritte treppauf mache und mir erlaube, am Treppengeländer abwärts zu sausen. Wenn ich dann etwas schreibe oder bearbeite, hat das ein ganz anderes Tempo.

Übrigens sind wir alle fast immer vollautomatisch unterwegs - und das ist vermutlich biologisch und psychologisch sehr sinnvoll.
Wann folgen die Übungen zum Trainieren des willentlichen Systems?
Das Training des willentlichen Systems ist anstrengend, und wie wir bereits am Beispiel der Müller-Lyer-Illusion erfahren haben, fühlt sich das gar nicht immer gut an, dem willentliche System die Macht zu geben. Zunächst geht es nun darum, die Wahrnehmung so zu schulen, dass wir erkennnen, wann wir dem automatischen System misstrauen sollten und eine Bevorrechtigung des willentlichen Systems nützlich sein könnte. Dazu gibt es noch ein paar mehr Beispiele.
 
Ein erhellendes Beispiel folgt aus der Frage, woher sich die Verfügbarkeits-Heuristik speist?

Hier kommt die Konditionierung ins Spiel. Wir wissen schon, dass Lernen durch kontingente Verstärkung erleichtert wird (leider auch das von weniger erfreulichen Dingen). Spannend ist nun, dass es dafür meist gar keine äußere Belohnung oder Bestrafung braucht.

Der von Robert Zajonc beschriebene Mere-Exposure-Effekt beruht allein auf wiederholter Darbietung eines - zumindest nicht aversiven - Reizes. Als Folge davon, kommt es mit der Zeit zu einer positiven Bewertung des Reizes. Leute, die wir öfter treffen, erscheinen sympatischer, Produkte aus der Werbung verlässlicher usw. Auch für unseren Berufsstand ist das eine sehr wichtige Beobachtung. Als ich in den 1970ern das erste Mal von Heilpraktikern gehört hatte, fand ich das nur kurios. Heute freue ich mich, wie gut mir manches hilft, von dem ich sonst nie erfahren hätte. Im Internet gibt es eine einfache Regel: Verdoppelt man die Investitionen in Werbung, verdoppelt sich der Umsatz. Vermutlich ist es bei Anzeigen im Dorfblatt ähnlich: Kollegen haben gemeint, Anzeigen müssten mindestens 50 Mal erscheinen, bis sich die Leute in die Praxis trauten. Ob es stimmt, kann ich nicht mit Bestimmtheit schreiben, aber plausibel scheint allemal, dass häufige kurze Wiederholungen besser wirken als die einmalige Großaktion.

Und warum ist das so? Vermutlich belohnt uns ein Teil unseres Gehirn schlichtweg dafür, dass es mit dem Wiedererkennen geklappt hat. Lernen ist schließlich fast das Einzige, dass Gehirne wirklich gut können.

Diese Erkenntnis birgt vll auch eine Idee für das Training des willentlichen Systems: Es reicht vll schon, möglichst häufig Widersprüche zwischen dem automatischem Denken und der Realität aufzudecken, um dafür aufmerksamer zu werden.
 
So, heute möchte ich noch mal ein anderes Thema anschneiden. Das Gesetz der kleinen Zahlen besagt, dass bei kleinen Stichproben extreme Ergebnisse häufiger vorkommen. Der Physiker in mir fragt sich sofort, ob das denn stimmt. Also nehme ich mal einen Würfel zur Hand und schreibe nun wahrheitsgetreu auf, was ich würfele:

6 - 5 - 3 - 5 - 2 - 5 - 3 - 1 - 5 - 1 - 3 - 4 - 5 - 6 - 1 - 2 - 1 - 4 - 6 - 1

Sieht irgendwie zufällig aus. Wie groß ist nun die Wahrscheinlichkeit, dass zwei aufeinander folgende Zahlen beide gerade (G) oder beide ungerade (U) sind? Wandelt man die Ziffernfolge oben entsprechend um, entsteht diese Folge (ok, ich hätte auch eine Münze werfen können):

G - U - U - U - G - U - U - U - U - U - U - G - U - G - U - G - U - G - G - U

Irgendwie scheint es, dass hier die ungeraden Blöcke häufiger vorkommen und größer sind als die geraden. Und, falls ich nur die ersten 10 Würfe gemacht hätte, wären überhaupt nur ungerade Paare sichtbar geworden. Ist also etwas mit dem Zufall bzw. dem Würfel nicht in Ordnung? Nein, bis auf die Tatsache, dass 20 Würfe für diese Fragestellung nicht besonders viel sind.

Die Quintessenz aus diesem kleinen Experiment ist, dass typischer Weise mehr Aufmerksamkeit für den Inhalt anstatt für die Zuverlässigkeit der Information aufgewendet wird. Das ist wieder die Arbeitsteilung des automatischen Denkens und des willentlichen Systems. Die Wahrnehmung sucht Muster und betrachtet Muster als etwas, wofür es einen Grund geben muss. Offenbar ist es biologisch sinnvoll, Bedeutung zu geben. Es folgen Erklärungen für die seltenen Ereignisse, die allerdings leider, wenn es sich um statistische Sachverhalte handelt, häufig falsch sind.

An dem einfachen Beispiel oben kann man das leicht einsehen. Bei der Untersuchung von Krankheitsursachen oder von therapeutischen Wirkungen ist das oft weniger offensichtlich. Da werden gern abenteuerliche Erklärungen konstruiert, anstatt die statistische Natur von Phänomenen ausreichend zu würdigen.

Physikerwitz: Ein Experimentalphysiker trifft einen Theoretiker und berichtet: "Ich habe einen Wert von 0,7299 gemessen." Darauf der Theoretiker: "Das läßt sich leicht erklären, denn es entspricht etwa dem Hundertfachen der Feinstrukturkonstante 1/137, und ...". Tags drauf treffen sich die beiden wieder und der Experimentator korrigiert: "Ich hatte übrigens 0,7071 gemessen." Darauf der Theoretiker: "Wundervoll, das ist ja noch viel einfacher, denn das ist ungefähr 1 durch Wurzel 2, und ...".

Die Statistik hat noch eine andere Konsequenz: den Trend zur Mitte. Doch dazu ein andermal.
 
...hahahaha...:)

war ein paar Tage mehr oder weniger non-line;).....im Norden. Coole Beispiele. Erinnerte mich dann gleich an den vergleichsweise simplen "Trick" meiner Tochter vor Jahren, der immer so begann: ALLE Kinder dürfen......warum darf ich nicht/ich will auch etc....Erstauntes Nachfragen durch mich bei anderen eltern ergab, dass genau die üblichen ein bis zwei "Verdächtigen" was auch immer durften, die anderen durften nicht, wussten noch nicht oder waren nicht interessiert. Nun war meine Tochter nicht böse oder hinterhältig; sie hatte einfach "hochgerechnet" :), automatisch hatte sie den gewünschten Inhalt "gesehen", die Statistik spielte keine Rolle.....
 
Hallo Carola, ha, erst jetzt gesehen. Ja, das kenne ich auch. Gut, unsere Drei sind nun aus dem Alter raus, aber es stimmt, ich kann mich da auch an die eine oder ander Geschihcte erinnern. Manchmal hats auch geklappt. Einfach behaupten, dass der Freund zelten darf, reicht schon. Hat bei allen Freunden geklappt - bis rauskam, dass eigentlich alle Eltern dagegen waren, und nur zugestimmt hatten, weil es ja die anderen Kinder auch durften. :D ... hihihi
Liebe Grüße, Kai
 
So, und nun also wie versprochen etwas über den Trend zur Mitte. Kahneman kommt mit einem Beispiel aus seiner Zeit beim israelischen Militär daher. Was er dabei gelernt hat, ist in vielen Alltagssituationen zu beobachten. Gute Leistung wird belohnt, und das zahlt sich meist nicht aus, wohingegen die Bestrafung einer schlechten Leistung häufig zu einer Verbesserung führt. Wir werden also für Lob bestraft und für Strafe belohnt. Paradox.

Das Phänomen ist statistischer Natur und hat etwas mit der unvollständigen Korrelation von Zufallsereignissen (Lob bzw. Tadel und Leistung) zu tun. Es ist wahrscheinlicher, dass auf eine schlechten Leistung eine gute folgt als eine weitere schlechte, so wie es umgekehrt wahrscheinlicher ist, dass auf eine gute eine schlechtere folgt als eine noch bessere.

Daraus folgt ein einfaches Verfahren zur verbesserten Vorhersage. Es erscheint ähnlich zu dem Eingangsexperiment mit der Müller-Lyer-Illusion.

  1. Man beginnt mit einer Abschätzung des statistischen Mittels. Wenn man keine weiteren Informationen hat, ist das die beste Annahme.
  2. Dann nimmt man das zusätzliche, intuitive Wissen hinzu und erhält damit eine zweite, intuitive Schätzung.
  3. Diese wird anschließend aufgrund des Trends zur Mitte um die Korrelation (zusätzliches Wissen und Einfluss auf die Schätzung) korrigiert.

Beispiel aus meiner Prüfungsvorbereitung auf die Schriftliche: Im statistischen Mittel hatte ich vor der Prüfung 3 Fehler - das ist nicht toll, aber ok, wenn man 7 Fehler machen darf. Nun habe ich meine Aufregung bewertet und mich gefragt, welchen Einfluss die wohl hat. Im schlimmsten Fall, so meine Vermutung, würde ich in jeder dritten Frage etwas übersehen oder falsch ankreuzen - das wären dann ca. 9 Fehler - klar zu viel! Nun, für wie groß halte ich die Korrelation, d.h. den Einfluss meiner Aufgeregtheit? Ich denke mal 30%. Also korrigiere ich die im Mittel 3 Fehler um 30% in Richtung auf die 9 Fehler (meine Katastrophenerwartung). Als Vorhersage folgt, dass ich in Summe mit etwa 3 + (9-3)*30% also ungefähr 5 Fehlern bestehe. Die Ungenauigkeit der Vorhersage - vor allem in realen Situationen - bleibt sicher groß, aber es gibt doch mehr Sicherheit so und ist realistischer als die beiden Extremwerte Mittelwert und Katastrophenerwartung. Vielleicht müssen auch weitere Einflussgrößen berücksichtigt werden, um den tatsächlichen Ausgang zu erklären. Ok, am Ende hats ja geklappt und ich hoffe, dass es Euch hier auch so geht.
 
Huhu...

zum ersten: Es waren durchaus nicht immer alle Eltern dagegen, sondern eher nur 1 - 2 oder 3 dafür (von 10, 11.....). Hier haben ganz einfach Wunsch und wollen sowie die automatik des Denkens dazu geführt, die Nein-Stimmen vorteilshaft auszublenden, und so wurden aus 1-2 (oder so) ALLE ;)

zum zweiten: der Hang zur Mitte, also zur Konformität ist groß, in Deutschland besonders...:) Mir ist zwar nicht ganz klar, was der Trend zur Mitte mit der Bestrafung und dem Lob zu tun hat, ABER klar: im statistischen MITTEL wird es so sein, allein schon, um "Ausreißer" zu verhindern. Es kommt aber etwas hinzu bei dem Beispiel: Kennst du das Sprichwort (oder so ähnlich): Den Vogel, der morgens singt, holt abends die Katze? Klingt vermeintlich so, als sei gute Laune zu Beginn des Tages mit Bestrafung bedroht, bedeutet aber IMO: Wer morgens schon singt und ach so glücklich ist, ist nicht so konzentriert. Und wer nicht konzentriert ist, vollbringt nicht so gute Leistungen. Gleiches mag für Lob gelten.;) Wir sind glücklich, beschwingt und schwupppp...unterläuft uns ein Fehler. Schlechte Leistung hingegen, die uns Tadel einbringt, zwingt uns, uns zu konzentrieren, besser zu werden, auch, (wieder) zu gefallen. That´s why....

Liebe Grüße
Carola
 
Hallo Carola,

da hast Du eine sehr zentrale Frage aufgeworfen:
... was der Trend zur Mitte mit der Bestrafung und dem Lob zu tun hat, ...
und in der Tat ist diese Korrelation vermutlich eher gering, was dazu animieren können, jemand bei schlechten Leistungen eher zu ermutigen, es noch einmal zu versuchen und bei guten, nicht übermütig zu werden.

Damit sind wir mitten im Therapiegeschehen, denn auch da geht es um die Frage, wie Fortschritte realistisch eingeschätzt werden können. Wenn der Klient eine geradezu erstaunlich gute Phase hat, schließt der Therapeut auf die Wirksamkeit seiner Interventionen oder freut sich über seinen Erfolg. Möglicherweise ist die Freude von kurzer Dauer - der Klient hat nur mit sich und seiner Situation abgeschlossen und wird sich auf der Fahrt nach Hause einen schönen Baum aussuchen. Da wäre dann doch eher eine kritische Haltung nützlich.

Umgekehrt, wenn der Therapeut völlig frustriert ist von einer Verschlechterung beim Klienten, könnte er sich und ihm Mut machen und ihm bedeuten, dass es sehr gute Gründe gibt, warum das jetzt ein negativer Ausreißer ist, wie wir sie immer mal wieder erleben und nicht zuletzt wegen des Trends zur Mitte überstehen können.

Liebe Grüße
Kai

P.S. das gilt natürlich alles für beiderlei Geschlecht ...
 
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