Warum möchte man Heilpraktiker werden....
also mir wurde diese Frage so damals nicht vor der Prüfung gestelt sondern bei der Aufnahme in die HP Schule in Bochum:
ich habe mich schon so lange ich denken kann für Heilkunde interessiert. Schon als Kind waren 2
Bücher mein Lieblingsschmöker "das große Hausbuch der Gesundheit" und "Deine Gesundheit und Du" beides Ratgeber für den Hausgebrauch ganz schön groß und (für mich damals schwer) also habe ich stundenlang auf dem Boden gelegen und darin gelesen. Was ist Fieber, wie macht man Wadenwickel, wie sehen Masern aus wie Röteln, wie Windpocken, wie richtet man einem erkrankten Familienangehörigen sein Zimmer am besten her, was gehört zur Säuglingspflege und ganz besonders welche Heilpflanzen hat man evtl im heimischen Garten oder welche Hausmitel helfen wobei (zB Quark bei Entzündungen etc)
Andere haben eher Hanni und Nanni gelesen oder 3 Fragezeichen
...(keine Angst, ich hatte trotzdem Freundinnen
)
Nach der 10. Klasse habe ich zunächst eine Ausbildung zur Arzthelferin gemacht, da ich noch zu jung war für die Ausbildung zur Krankenschwester und die Schulen für Krankengymnastik in den 80er Jahren lange Wartezeiten hatten. Zuvor hatte ich schon Praktika absolviert in der Krankengymnastik , im Krankenhaus und auch in einer Arztpraxis. Mit 16 wusste ich schon, dass ich etwas mit Menschen und Medizin wollte aber noch nicht wo dabei genau meine Stärken liegen. (Und in dem Alter hatte ich auf Schule einfach "null Bock"...)
Schon während der Ausbildung wurde mir klar, das mir das nicht genügt.
Ich habe dann vorzeitig meine Prüfung zur Arzthelferin abgelegt, noch 1 Jahr Berufserfahrung gesammelt, bis ich mich entschied doch mein Abitur zu machen, was ich dann in 3 Jahren am Ruhrkolleg tat (nebenbei habe ich imer gearbeitet Altenheim, Praxis, Krankenhaus)
Sehr motiviert begann ich dann mein Medizinstudium allerdings habe ich mich immer mehr gefragt wie ich denn konkret arbeiten will später. Ich hatte soviele Freunde die Ärzte, Schwestern etc waren und eben dadurch auch immer aktuellen Einblick in den Stationsalltag
und mir wurde irgendwann klar, hmm willst du das so eigentlich? Dazu kamen Eindrücke an der Uni, wie und was dort gelehrt wird.
Nur ein paar Highlights daraus:
* in den Anatomievorlesungen im Audi max war immer ein junger Mann dabei, der Körperbehindert war, weil er nur langsam gehen konnte, kam er meist später und ging dann langsam die Treppen runter bis ganz vorne, weil er auch nicht gut sehen und hören konnte- mehrfach hörte ich Bemerkungen wie "was will denn son Krüppel hier" Das fand ich total schlimm und dachte, was sind das für Leute und
die sind wohl hier falsch ...oder ich???
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ich fühlte mich unwohl
* Neurologie Vorlesung bei Prof***** einem renommierten Hirnforscher.
Dort wurde wörtlich gesagt: "Wer von Ihnen das Hirntodkriterium anzweifelt, der ist hier falsch" Egal, wie man dazu steht (und das möchte ich auch hier nun nicht diskutieren gab es hier schon genug) ist das eine Aussage gewesen, die mich betroffen machte- zu dieser Zeit hatte ich mich für mich eingehend damit beschäftigt und zu lehren
keine Zweifel zu haben ???
War ich hier falsch???
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ich fühlte mich unwohl
es gäb noch mehr, aber ich sprenge ja schon so gleich den Rahmen hier...
Jedenfalls habe ich dann zusätzlich zur Uni auch die Schule in Bochum begonnen und traf auf Menschen (zumindest die meisten) die dachten und fühlten wie ich, die Menschen helfen wollten jeder auf seine Weise und sich Zeit nehmen wollten für die Behandlung usw.
Wo der GANZE Mensch zählte und nicht nur die Niere aus Zi 321.
und
ich fühlte mich wohl! Und ich wusste das ist mein Weg!
Ich habe meine Entscheidung noch nie bedauert- und da ich die Reformen der Gesundheitspolitik hautnah durch den Nebenjob mitbekomme werde ich täglich bestärkt- es richtig entschieden zu haben.
Es gibt nichts Schöneres für mich als zu sehen, wie es Menschen besser geht und wie das Verständnis für den Menschen wächst, wenn man sich mit ihm/ihr im Ganzen und ausführlich beschäftigt (und nicht nur 5 Min abhorcht und Rezept in die Hand drückt)
Ich bin dankbar, das ich so einen schönen Beruf habe!