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Wer hat Erfahrungen mit Traumanalyse als Diagnosemethode?

Hallo Dietmar,

Danke für Deine Fragen. Solche Herausforderungen bringen fast immer einen Fortschritt.:D

Die Antworten auf Deine Fragen sind übrigens ganz einfach: Hinsichtlich der Kraft frage ich die Klienten, ob meine Vermutung richtig ist. Was meine eigene Träume angeht, ist es tatsächlich eine Frage des Gefühls, der Intuition, wobei es in der Regel ja mehr als eine mögliche Deutung bzw. Assoziation gibt, so wie man ein Ding ja auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten kann. Für mich ist es dabei wichtig, dass ich Abstand zu den Träumen habe. Dann kann ich sie fragen, was sie mir sagen wollen und in der Regel bekomme ich auch eine (innere) Antwort. Wenn nicht, dann ist das auch ok. Dann denke ich an Harold & Maude und sage zu mir: "Häng Dein Herz nicht an Dinge.";) Mit diesem blinder Fleck kann ich leben und bin im Moment somit etwas nachsichtig mit mir.

Was diese Intuition angeht, hatte ich lange Zeit nach einer rationalen Methode gesucht, so wie das Physiker und Mathematiker eben gern haben. Inzwischen habe ich begriffen, dass es einen Teil der Gehirntätigkeit gibt, der dem bewussten Denken vorausgeht, und im Übrigen ist seit fast 100 Jahren bekannt, dass es mathematische Sätze gibt, die wahr sind und doch nicht bewiesen werden können (Satz von Gödel). Es geht also eher darum, diese unbewussten Anteile wahrzunehmen und damit zu arbeiten. Das mache ich bei Systemaufstellungen so wie auch im lösungorientierten Gespräch, in der Traumatherapie, und auch bei der Traumdeutung. Nur lasse ich meine Intuition nicht völlig frei voranpreschen sondern ergänze sie durch meine Wahrnehmung, Wissen und Erfahrung. Dabei ertappe ich mich auch zuweilen bei einer Gegenübertragung. So ist das leider und manchmal dient das ja auch einem guten Zweck.

Liebe Grüße
Kai
 
Für mich stellt sich hier beim Lesen immer mehr eine grundsätzliche Frage: kann es eine definitiv richtige Deutung geben? Wissenschaftlich belegt... ok- wäre einfacher....

Ich glaube Nein. Es hat immer was mir dem Menschen zu tun, der mir gegenüber sitzt, und mit mir - meiner Geschichte und meinen Übertragungen

Dietmar was mich völlig verwundert hat: Du bist jemand, der mit Gesprächspsychotherapie arbeitet - und sagst gleichzeitig: Du kannst nicht viel mit Menschen tun, die sehr über das Gefühl arbeiten...

Ich habe selber eine Ausbildung in Gesprächspsychotherapie und kann daher diese Aussage so gar nicht verstehen - weil darum geht es da doch ganz zentral, und es ist für mich sehr wichtig Menschen ganz sanft in ihr Fühlen zu begleiten....

Traum A - Lösung B - wäre schön - gibt es aber für mich nicht....

So wie Kai es beschrieben hat - damit kann ich ganz viel tun und ich glaube, dass ist ein heilsamer Weg - weil letztlich der Weg des Klienten nicht mein Weg ;)
 
Hallo zusammen :)

ich werf mal schnell noch ne Anregung hier rein zum Thema
....und Wissenschaft.....

Hierzu gibt es eine sehr interessante Serie, die auf BayernAlpha lief :020: inzwischen gibt es die auch auf DVD
http://www.jokers.de/3/16433709-1/dvd/auf-den-spuren-der-intuition-2-dvds.html?wea=8007232

.....wenn man den Titel bei Google eingibt, erhält man auch Ergebnisse von YouTube .. ich weiß jetzt nicht, ob man da alle
Teile sehen kann - zumindest kann man Ausschnitte gucken....
Hier mal zum Schnuppern
http://www.youtube.com/watch?v=YonN97XWLxM

Kai, wie schön, dass du "Harold & Maude" zitiert hast - das ist einer meiner Lieblingsfilme :juchu: ich find den einfach TRAUMhaft ;)

Aber jetzt düs ich wieder ab, bevor ich noch weiter vom Thema abschweife ...... :eek:

Für mich stellt sich hier beim Lesen immer mehr eine grundsätzliche Frage: kann es eine definitiv richtige Deutung geben? Wissenschaftlich belegt... ok- wäre einfacher....
Ich glaube Nein. Es hat immer was mir dem Menschen zu tun, der mir gegenüber sitzt, und mit mir - meiner Geschichte und meinen Übertragungen

Das glaub ich auch ....

Liebe Grüße und gute Nacht, Pia
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Kai,

danke für die ausführliche Antwort.
Ich habe (für mich) immer noch nicht gelöst, wie ich mir sicher sein kann, dass ich die Aussage des Traumes richtig verstehe. Eine falsche Interpretation kann ja schlimme Folgen haben, ein Jugendlicher unserer Traumforschungsgruppe hat sowas selbst erlebt, bevor er zu uns kam:

Er träumte von einer aufgerichteten Schlange, und ein Psychologe sagte ihm, dass dies etwas mit unterdrückter Homosexualität zu tun hat. Das ist natürlich Unsinn, aber für einen Jugendlichen in der Findungsphase ist das ein harter Schlag. Hätte der Psychologe das nötige Fachwissen gehabt, und sich nicht so unreflektiert und selbstsicher auf sein Gefühl verlassen, dann wäre dem Jungen einiges erspart geblieben.

Ich fürchte, Vergleichbares kann ich jederzeit meinen Klienten antun, wenn ich mich nur auf meine Intuition verlasse. Wir wissen ja wie trickreich unser Gehirn arbeitet. Und wenn ich innen noch so deutlich spüre dass ich richtig liege - mit den äusseren Tatsachen muss das nichts zu tun haben.
Ich führe deshalb Trauminhalte auf beweisbare Fakten zurück. (Die Beweise sind nicht ganz so zwingend wie der Satz des Pythagoras, aber mit dem gesunden Menschenverstand doch recht einleuchtend.)
Doch, wie gesagt, ich suche nach einer Möglichkeit dies zu verifizieren, und deshalb ist es für mich interessant, wie andere das machen. Darf ich deshalb weiterbohren:
Wie machst du das? Was ist dein Kriterium, dass deine Intuition stimmt, und du dem Klienten nicht "schadest"?

Liebe Grüße und sorry für die sehr privaten Fragen.

Dietmar
 
Hallo Hildegard

Für mich stellt sich hier beim Lesen immer mehr eine grundsätzliche Frage: kann es eine definitiv richtige Deutung geben? Wissenschaftlich belegt... ok- wäre einfacher....

Ich glaube Nein. ...

Ich glaube Ja. :rolleyes: Sogar wissenschaftlich belegt. Wie immer bei Menschen gibt es keine 100%-Aussagen, aber für die meisten Träume denke ich schon, dass Jung und Neumann gezeigt haben: Traumsymbole hängen nicht vom Träumer sondern vom kollektiven Unbewussten ab. ... Aber das ist ja gerade das, was ich für mich überprüfen will und deshalb ist deine Einschätzung für mich wertvoll. Deine Erfahrung ist, dass C.G.Jung und Erich Neumann in diesem Punkt nicht recht haben?

Dietmar was mich völlig verwundert hat: Du bist jemand, der mit Gesprächspsychotherapie arbeitet - und sagst gleichzeitig: Du kannst nicht viel mit Menschen tun, die sehr über das Gefühl arbeiten...

Upps, wie ist denn dieser Eindruck entstanden? Tja, die kommunikativen Übertragunsfehler ...
Es stimmt schon, dass ich selbst eher ein Kopfmensch bin, aber mit meinen Klienten ... hm ... ich werde
mich da mal beobachten ...

Klar, Gefühl ist durch nichts zu ersetzen in der Psychotherapie, auch auf Seiten des Therapeuten. Da gehen wir konform. Aber es ist (für mich) halt nicht der alleinige Maßstab. Wie ich schon in der Antwort an Kai geschrieben habe, finde ich es gefährlich, wenn man Fachwissen ignoriert und sich nur auf seine Intuition verlässt. (Wenn ich einen psychopathologischen Befund erstelle, dann verlasse ich mich ja auch nicht auf meine Intuition und mein Gefühl sondern auf beobachtbare Fakten.) Und das mache ich halt auch bei Träumen, warum sollte ich diesen Schatz nicht nutzen.

In meinen Traumseminaren mache ich zu Anfang folgenden Versuch: Ich stelle einen Traum vor und lasse ihn "deuten". Wenn ich 8 Schüler habe, habe ich (mindestens) 8 Deutungen. Und jeder ist der Meinung, seine Deutung sei richtig. Das ist verständlich, denn jeder fühlt "ganz tief drinnen, dass seine richtig ist". Aber die Versionen widersprechen sich - und jetzt? Welche der Intuitionen stimmt denn nun? Im Unterricht mag das gehen, aber in einer Therapie ist das ein Lotteriespiel. Deswegen halte ich mich lieber an gesicherte Erkenntnisse. Dazu gehört aber halt auch, dass ich überprüfen muss wie "gesichert" die gesicherten Erkenntnisse denn wirklich sind, und dabei helfen mir eure Erfahrungen.
Danke allen, die mitmachen!
 
Hallo Dietmar,

dass Jung und Neumann gezeigt haben: Traumsymbole hängen nicht vom Träumer sondern vom kollektiven Unbewussten ab. ..

UND vom persönlichen Unbewussten, denn wir haben ja nicht nur ein kollektives Unbewusstes. Das persönliche Unbewusste zeigt sich in den
Träumen genauso wie das kollektive ...

Ich stelle einen Traum vor und lasse ihn "deuten". Wenn ich 8 Schüler habe, habe ich (mindestens) 8 Deutungen. Und jeder ist der Meinung, seine Deutung sei richtig. Das ist verständlich, denn jeder fühlt "ganz tief drinnen, dass seine richtig ist". Aber die Versionen widersprechen sich - und jetzt?

Deshalb kann man einen Traum nicht einfach deuten, sondern sollte ihn gemeinsam mit dem Träumer im vertrauensvollen Austausch erarbeiten.


Liebe Grüße von Pia
 
Hallo,
Ich denke, dass die Traumarbeit lediglich dazu dienen sollte weiter zu erarbeiten, zu ergründen. Nicht zum beurteilen.

So endet eine Traumbetrachtung, meinem Verständnis nach nicht, mit der Deutung, sondern beginnt erst überhaupt mit dieser.
Es ist sozusagen der erste Schritt zur Traumarbeit.

Bzw. wie Assita hier schon auf den Punkt gebracht hat... Ein Traum ist auch meiner Meinung ebenfalls, lediglich nur im Austausch miteinander zu erarbeiten.

Wenn Patienten von mir wissen möchten was ihr Traum bedeutet, heißt es -für mich persönlich zumindest- nicht, es bereits (mit einer Deutung) zu wissen, sondern ich bin als Therapeutin mit der Fähigkeit bewappnet mit dem Träumer gemeinsam auf die Suche zu gehen, was sein Innerstes wohlmöglich da nach außen gebracht, betrachtet haben möchte.
Ich halte die Arbeit mit allem was aus uns heraus kommt für wichtig und voller bemerkenswertem Reichtum zum weiteren gehen. Aber nur Hand in Hand, mit dem aus dem es kommt :)

Natürlich begegne auch ich oft wirklich klassischen Symbol- und Traumbeispielen, die sich sehr oft als Aussage im Endergebnis bestätigen.
Aber genauso habe ich die Erfahrung gemacht, dass für jeden die Symbolik eine andere sein kann.
Auch der kulturelle Hintergrund spielt eine Rolle. Während türkische Frauen davon überzeugt sind, dass ein Apfel im Traum auf eine Schwangerschaft hindeutet, könnte diese "Deutung" bei der Traumarbeit dazu dienen "etwas mit dem man Schwanger geht" ergründen zu können. Genauso aber ist es tatsächlich auch möglich, dass es aber eher doch die winzigen und nebensächlich erachteten Dinge im Traum sind, die eigentlich unbedingt auf eine Betrachtung und Beachtung hoffen...;)
Daher halte ich persönlich es für wichtig, nicht jedem Traum unbedingt auf eine "bestimmte Bedeutung" hinterherzuhecheln...

Für mich idealerweise, wäre bei einem Traumseminar nicht die Frage wichtig welche von den 8 (eigenen) Deutungen die "gesicherteste" ist... sondern ob es so gelingen würde dem Träumenden eine Idee, eine Betrachtungsmöglichkeit zu bieten die ihm eine Frage, Antwort oder Prozess... sein kann. Ihm dienlich für die Wachwelt. Geschenkt aus seiner eigenen (!) Traumwelt.
VG
trinity
 
Schön geschrieben Trinny :) Danke

Sicher gibt es Bilder, die immer wieder auftauchen - Das Haus, der Abgrund... hier biete ich dem Träumenden, dann eine solche Deutung an, wenn er selber keine Idee dazu hat - aber als offenes Angebot, das er annehmen kann oder auch nicht - auf keinen Fall als "Diagnose"

Spannend finde ich auch die Bilder in unterschiedlichen Kulturen - ich kenne das Bild des Apfels nicht - also werde ich es vermutlich auch nicht träumen - oder jetzt doch, weil ich davon gelesen habe?.... ;)
 
Hallo zusammen,

steht hinter der Frage einer richtigen Deutung vielleicht die Frage nach der Kausalität und Finalität? Interessant finde ich in diesem Zusammenhang folgenden - zugegeben etwas länglichen - Text zu C. G. Jung's Menschenbild. Können wir es als sicher betrachten, dass unser Bewusstsein kausal vom Unbewussten und ggf. ein paar sensorischen Wahrnehmungen abhängt? Ich bin da zumindest nicht so sicher, ob wir diese Kausalität in ihrer Komplexität immer erkennen können. Und selbst wenn, stellt sich die Frage, welche Wahrnehmungen denn das Unbewusste in sein Denken aufnimmt. Jung hat die Wahrnehmung aufgeschlüsselt nach sensorischem Empfinden, Interpretation im Kontext, Intuition bzgl. Vergangenheit und Zukunft und bewertendem Gefühl. Dabei kann jedes Element unvollständig oder fehlerhaft funktionieren. Also scheint das Unbewusste nicht unfehlbar. Träume haben es doppelt schwer, denn zu der unsicheren Entstehtung tritt dann die mehr oder minder prächtig gelungene Wahrnehmung durch das Bewusstsein des Träumers. Wie kann dann die Deutung unfehlbar sein?

Daher betrachte ich Träume - neben anderem Material - eher unter dem Gesichtspunkt der Finalität, d.h. dem Zweck, der hinter ihnen steht. Träume können wir nutzen, wenn wir das wünschen. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, geht es aber noch weniger um richtig oder falsch sondern nur um Zweck dienlich oder beherrschend. Intuition verstehe ich hier im Sinne von Jung als Versuch, die Vergangenheit und die Zukunft zu ergründen. Die Orientierung am Zweck bedeutet, dass bei allen Deutungen das Anliegen des Klienten vorrang hat, d.h. ich erkenne z.B. in der Deutung des Klienten ein Muster der Entwertung und zeige auf, dass auch andere Deutungen möglich sind, die Perspektiven zur Steigerung der Lebensqualität enthalten.

Der Klassiker ist für mich die Wand. Wir können sie als Begrenzung oder als Schutz betrachten. Als Begrenzung betrachtet stehe ich vor ihr, komme nicht weiter. Als Schutz betrachtet erkenne ich in mir einen wertvollen Anteil, den ich in Sicherheit bringen sollte. So betrachtet zeigt sich der Traum neben anderen Methoden als eine weitere Möglichkeit aus den eingefahrenen Denkmustern auszusteigen. In Summe wähle ich also Deutungen, die für den Klienten eine neue Perspektive eröffnen, die ihn seinen Zielen näher bringen. Wobei die Deutungen nie Zuweisungen an den Klienten sind, nach dem Motto "sie sind so", sondern nur Angebote, einen bestimmte Blickwinkel einzunehmen. Am Besten ist es ohnehin, wenn der Klient selbst erkennt, welche Möglichkeiten sich für ihn ergeben.

Spannend finde ich auch die Verbindung von Träumen mit Imaginationen. Wenn z.B. jemand an einer bestimmten Stelle im Traum nicht mehr weiterkommt, weil er dann immer aufwacht, kann es nützlich sein, gemeinsam den Traum zu Ende zu imaginieren. Deutung heißt dann vielleicht nur, darauf hinzuweisen, dass beispielsweise die Steine, die den Weg so beschwerlich gemacht hatten, in den Fluss geworfen werden könnten, um sicher ans gegenüberliegende Ufer zu gelangen, und dann anzunehmen, wenn der Klient meint, das sei ihm zu anstrengend, es sei da aber ein Baum, der hier nützlich sein könnte. ...

Liebe Grüße
Kai
 
Ja Kai - die Kombination von Träumen und Imaginationen habe ich auch schon als sehr hilfreich erlebt. Bei dem Traum (der nicht so selten ist), dass man weg laufen möchte, aber nicht von der Stelle kommt, war es nur die kurze Intervention: "gibt es denn da noch etwas, was erledigt werden möchte?" die es ermöglichte dem Traum eine andere Wende zu geben. Und damit auch vieles zu klären.
Dieser Traum ist übrigens danach nie wieder gekommen ;)
 
Warum quakt ein HP dazwischen wenn es um Psychotherapie geht und dann auch noch so simpel und primitiv.
Es wurde doch schon klar geschildert, dass ein Deuten der Träume nichts mit einfachen Symbolen die das oder jenes bedeuten zu tun hat,
sondern, dass der Traum ein Hinweis auf unbewusste Vorgänge ist von vielen anderen Möglichkeiten um etwas bewusst zu machen.
Das bewusste Wahrnehmen und Analysieren von Träumen im Schlaf ist ein Fenster ins Unbewusste und gibt die Möglichkeit ganz individuell etwas in der
Persönlichkeit des Betreffenden ins Bewusstsein zu rufen. Mit simpler Symboldeutung hat das nichts zu tun, das ist Beschäftigung von gelangweilten
Hausfrauen genauso wie Horoskope oder anderer Aberglaube um sich die Zeit zu vertreiben weil qualifizierter Intellekt nicht zur Verfügung steht.
Tagträume und Imagination haben mit diesem Fenster zum Unbewussten kaum etwas zu tun denn sie sind bewusst gesteuert,
deshalb wird Imagination zur Bewältigung von Traumatisierungen eingesetzt siehe Luise Reddemann, ganz bewusst.
 
Ich habe mal dieses zurückliegende Thema heraufgeholt, weil ich es persönlich sehr spannend finde.

Man kann einen als Bild für die augenblickliche Lebenssituation auffassen. Oder alles im Traum als Repräsentant von Facetten der Persönlichkeit des Träumers sehen. Verborgene Gefühle können zum Ausdruck kommen. Und nicht zuletzt – die Sprache der Symbole.

Ich finde das sehr spannend und sehe es auch so, dass nur mit dem Träumenden selbst eine Deutung erarbeitet werden kann. Ich sehe es nicht als "Instrument" im Sinne einer objektiven Einschätzung. Doch das Selbstverständnis des Klienten kann durch eine stimmige Trauminterpretation gewinnen. Und wenn es dem Klienten hilft – dann kanns nicht falsch sein. Im übrigen finde ich dieses Buch, das schon weiter oben empfohlen wurde, absolut hilfreich und erhellend.
 
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Hallo CaroStern,

danke für Deinen Beitrag.

Ich hätt' da mal ne Frage ...

... und sehe es auch so, dass nur mit dem Träumenden selbst eine Deutung erarbeitet werden kann.

Wie Du vielleicht oben gelesen hat, bin ich ganz anderer Meinung. Ich glaube, die Traumsymbole sprechen für sich selbst, und man kann Träume analysieren, selbst wenn man den Träumer nicht kennt. Ich habe das ja auch in meinem Buch hergeleitet und verdeutlicht.
Aber ich bin ja (hoffentlich) lernfähig, deshalb meine Frage: Was gibt es denn für Hinweise, Erfahrungen, Indizien ... die dafür sprechen, dass der Träumer bei der Analyse mitarbeiten muss?
Die Meinung ist sehr populär, und die Vertreter bestätigen sich gegenseitig darin. Aber ich persönlich habe andere Erfahrungen gemacht. Ich habe tausende von Träumen analysiert - von Patienten, Seminarteilnehmern, Schülern, Freunden, Fremden ... und es hat immer ohne Zutun des Träumers geklappt.

Das sind meine Erfahrungen. Andererseits kann ich die Erfahrungen so vieler anderer Traumdeuter nicht ignorieren - es besteht also ein Widerspruch, der mich fasziniert. Deshalb wäre ich an Erfahrungsberichten (oder sogar Fachwissen) interessiert.

Liebe Grüße

Dietmar
 
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Ich bin der Meinung, eine gelungene Entschlüsselung eines Traumes geht nur in Zusammenarbeit mit dem Träumer.
Von einer alleinigen "Deutung" seitens desTherapeuten halte ich nicht viel - Es gibt eine Vielfalt von Symbolen, die
zum Teil natürlich "feste" Bedeutungen haben, immer aber auch im persönlichen Kontext zu sehen sind.
Da kann ich mich Pia nur anschliessen.
Ich arbeitet mit der Gestalttherapie mit Träumen. Der Klient geht in die verschiedenen Gestalten in seinem Traum (ein Gestalt kann durchaus auch ein Haus, ein Baum, ein Stift oder ein Wassertropfen sein - alle Elemente des Traumes) und erlebt den Traum aus Sicht dieser Gestalt. Wichtig ist dabei auch immer, dass der Traum aus der Perspektive im "hier und jetzt" erzählt wird. Der Klient wird in den Traum integriert und holt aus der dabei "gelebten" Gestalt die Information die dahinter steht.

Was mir bei den vielen Sitzungen die ich u.a. auch in meiner Ausbildung mitbekommen habe (sei es aktiv als Klient oder Therapeut oder auch passiv als Gruppenmitglied) und auch in den Sitzungen, die ich als Therapeutin gehalten habe aufgefallen ist, dass der Inhalt letztlich immer ein anderer war, als aus dem verstand heraus vom Patienten so angenommen.
Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass eine Analyse wirklich greift.

Allerdings muss ich zugeben, dass ich gerade wenig Zeit habe und deshalb bisher nur bis Pia's post gelesen habe.
LG Tina
 
Das sind meine Erfahrungen. Andererseits kann ich die Erfahrungen so vieler anderer Traumdeuter nicht ignorieren - es besteht also ein Widerspruch, der mich fasziniert. Deshalb wäre ich an Erfahrungsberichten (oder sogar Fachwissen) interessiert.
Ich denke hier ist es wie mit dem Licht: ist es Schwinung oder Teilchen...
Die Quantenphysik hat uns gezeigt, dass es im Auge des Beobachter liegt...
 
Hallo Dietmar, ich finde den Austausch zu diesem Thema sehr spannend. Es können ja ruhig verschiedene Ansätze nebeneinander stehen. Gibt ja auch Patienten, die sich mit einem Deutungsangebot "so und so ist das" gerade wohler fühlen. Mit welchen feststehenden Symbolbedeutungen arbeitest du denn? Freud hat ja da z.B. einiges vorgegeben. Aber wenn ein Klient gerade zu dem Angebot keinen Bezug hat – welchen Sinn hat es denn, darauf zu beharren? Mein Ansatz ist da eher kommunikativ. Ich sehe es als eine gemeinsame Spurensuche; auch wenn ich diejenige mit dem Kompass bin...
 
Hallo CaroStern,

danke für Dein Interesse.

Mit welchen feststehenden Symbolbedeutungen arbeitest du denn?

Mit denen, die sich beweisen lassen.:)

Traumanalyse funktioniert so:
Angefangen hat's mit der Beobachtung, dass Traumsymbole und archäologische Funde identisch sind. (C.G.Jung und Erich Neumann)
Das ist erklärbar, denn unser seelisches Geschehen endet ja nicht, wenn wir aufwachen. Unsere psychischen Inhalte (z.B. Wertvorstellungen,
Wünsche, Ängste, Weltbild ...) gestalten unsere Zivilisation und unsere Kultur. Wir gestalten unsere Welt nach unseren seelischen Antreibern.
So entstand z.B. das Matriarchat - weil die Menschen damals eben ein ganz bestimmtes Weltverständnis und ganz bestimmte Werte, Wünsche
und Beobachtungen hatten. (Zum Verständnis - später dann anderes Weltbild und andere Werte ergibt: andere Gesellschaftsform, nämlich Patriarchat)

Weiter: Wir haben Hinterlassenschaften aus diesen frühen Kulturen - die heute eben als archäologische Funde auftauchen. Nimmt man diese
Funde, und fügt man sie in ein Gesamtbild, dann kann man auf den seelischen Zustand unserer Vorfahren schliessen.
Das ist die Brücke zur Traumanalyse - denn die Funde und die Traumsymbole sind identisch. Und zwar ganz objektiv die Bilder schon, nicht erst
die Bedeutung.
Ein Beispiel: Ein oft auftretendes Traumsymbol ist "abstürzen". Der Seeleninhalt der das Traumsymbol "Absturz" erzeugt, hat schon vor vielen tausend
Jahren die Kultur geprägt: Er hat die alten Griechen glauben lassen, es gäbe einen Ikarus, der ins Meer gestürzt ist. Das Thema, das die Seele durch
das Symbol "Absturz" darstellt, zieht sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte. Bis heute, denn wir träumen davon.
Und da wir die Kultur der alten Griechen kennen und wissen, "wie sie getickt haben", können wir die Bedeutung des Symbols "Absturz" herleiten.
Und damit haben wir auch die Bedeutung des Traum-symbols "Absturz".

Es gibt also einen feststehenden Mechanismus, nach dem die Psyche die Traumsymbole wählt. Dieser Mechanismus ist erklärbar, und wenn man ihn
verstanden hat, kann man jedes Traumsymbol herleiten. Und, sogar beweisen.
Man muss - zugegebener Weise - ein paar alte Denkgewohnheiten ablegen, und den Mut haben, eine neue Sichtweise auszuprobieren.
Aber deswegen sind wir ja alle hier.

Noch kurz zu S. Freud:
Freud'sche Träume gehören in eine andere Kategorie, sie folgen nicht dem oben erwähnten Mechanismus. Aber es gibt keine Freud'schen Träume mehr.
Als ich mit Traumanalyse angefangen habe (vor über 30 Jahren) gab's noch welche. Aber seit Jahren tauchen sie nicht mehr auf.

Liebe Grüße

Dietmar
 
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