Das dritte Geschlecht / Divers

[pgtaboada]

Hallo ihr lieben,

schon länger habe ich das Thema gendergerechte Kommunikation auf dem Tisch,
und ein längeres Gespräch auf unserem letzten Kongress am Wochenende hat es wieder ans Tageslicht gebracht.





Die auf dem ersten Blick kleine Änderung, wie in dem Bild gezeigt, hat durchaus beachtliche Auswirkungen. Wir nutzen die Geschlechtangabe, um die Anrede herzuleiten. Somit ist das eine mit dem anderem Verknüpft, und wir müssen viele Stellen überprüfen und anpassen.

Inzwischen hat das Genderstern sich mehr oder weniger durchgesetzt - und wir können uns langsam Gedanken machen, wie wir das ganze in Lemniscus umsetzen können.

Vielleicht etwas unerwartet, aber es geht schon bei der Firmen-Anrede los:

Sehr geehrte* Damen und Herren

Mit Divers und dem Genderstern kommen wir dann zu den folgenden Varianten für die Anrede:

Sehr geehrte Frau Mustermann,
Sehr geehrter Herr Mustermann,
Sehr geehrte*r Mustermann,
Sehr geehrt* Mustermann,
Lieb* Sascha Mustermann,

Freue mich auf Feedback.

lg, Papick

 

[Sternlein1972]

Find ich super mit Divers ;-) Hatte mich auch schon öfters "gestört". Gestört ist übertrieben, aber einfach aufgefallen
Ich fände gut: Sehr geehrte*r XYZ
Ne Rechnung schreib ich eher selten mit Lieb* ;-)

 

[tigs]

Hatte mich auch schon öfters "gestört".

Du hast öfters divers...

Hatte ich bisher noch nicht...
Ich habe mich eben gefragt, wer denn das braucht...

 

[pgtaboada]

Das ganze kommt nicht aus dem Nichts...

Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hat dem deutschen Gesetzgeber im Jahr 2017 (BVerfG, Beschluss v. 10.10.2017 – 1 BvR 2019/16) den Auftrag erteilt, die mit dem bisher geltenden Personenstandrechts einhergehenden Verstöße gegen das Allgemeine Persönlichkeitsrecht (Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG) und das besondere Diskriminierungsverbot in Art. 3 Abs. 3 S. 1 GG aus der Welt zu schaffen. Schon damals sprachen Befürworter und Kritiker der Entscheidung von der Einführung eines dritten Geschlechts durch das BVerfG. Die bisher – sowohl rechtlich als auch gesellschaftlich – anerkannten Geschlechterkategorien „männlich“ und „weiblich“ wurden nun mit dem Gesetz zur Änderung der in das Geburtenregister einzutragenden Angaben vom 18.12.2018 um eine neue Kategorie „divers“ erweitert.

​

Insbesondere Fragen der Gleichbehandlung und weitere Schutzvorschriften müssen auf betroffene Personen übertragen werden. Dabei sind folgende Aspekte besonders hervorzuheben:

• Bewerbungsverfahren
• Kleidervorschriften
• Anreden in Anschreiben oder dem Arbeitsvertrag
• Minderheitenquoten
• Sanitäre Einrichtungen

Quelle​

 

[Passione]

Auch wenn ich mich das genau so wie tigs frage, die Ämter stellten schon um! Es gibt eben keine anderen Probleme...

 

[pgtaboada]

Es ist tatsächlich für viele Menschen ein großes Problem.

Mit Lemniscus haben wir gerade in Bezug auf die Korrespondenz eine große Reichweite, was mich dann doch dazu bewegt, das ganze auch umzusetzen. Und ein bisschen wollen wir auch ein Zeichen setzen: wir wollen das können, auch wenn es aufwendig ist.

 

[pgtaboada]

Ich fände gut: Sehr geehrte*r XYZ

Wir haben die Wahl zwischen

Sehr geehrte*r XYZ

und

Sehr geehrt* XYZ

Ich habe mich für die zweite Version entschieden.

 

[Passione]

Es ist tatsächlich für viele Menschen ein großes Problem.

Ehrlich? Ich persönlich kenne keine Menschen in meinem Umkreis mit solchen Problemen, schon gar nicht unter meinen Patienten, aber ich bin sicher absolut kein Maßstab, da sehr klar und genau wissend, dass ich weder Männlein, noch Divers bin. Jetzt warten wir noch mal auf die sicher noch kommenden Zeiten, wenn wir in unseren Praxen dringend 3 Toiletten für die 3 Geschlechter brauchen...

 

[pgtaboada]

Gemeint sind eigentlich nicht Transgender:

Transgender ist ein Begriff, der Abweichungen von sozialen Geschlechterrollen beziehungsweise den sozialen Geschlechtsmerkmalen bezeichnet – oder auch: das “Unbehagen einer Person aufgrund der psychischen Diskrepanz zwischen dem Geburtsgeschlecht und der wahrgenommenen Genderidentität”

Quelle​

oder nicht nur, sondern auch, und ich zitiere mal wieder:

Rund 150 intergeschlechtliche Babys kommen in Deutschland pro Jahr auf die Welt.
Die Ärztinnen und Ärzte können sie anhand ihrer äußeren Geschlechtsmerkmale oder ihres Genoms weder als Junge noch als Mädchen klar einordnen.
Die Eltern können sich nach der Geburt entscheiden, welches Geschlecht sie im Geburtenregister eintragen lassen wollen. Seit 2013 dürfen sie es auch offen lassen und gar kein Geschlecht eintragen.
Doch diese Leerstelle genügte vielen nicht, deshalb gibt es seit dem 22. Dezember ein neues Gesetz.

Quelle​

Und ja, es wird sehr spannend... wenn ich mal wieder zitieren darf:

Für eine ganze Menge geschlechtsspezifischer Regelungen im Recht kommen nun Fragen auf

Quelle​

Unser Denken wird also eine oder zwei weitere Schubladen benötigen:

Nachdem in der Bundeshauptstadt Berlin bereits einige Schul- und Verwaltungsgebäude Toiletten eingerichtet haben, die nicht nur auf zwei Geschlechter ausgerichtet sind, planen auch Schulen in Bayern und Nordrhein-Westfalen Rücksicht auf Menschen zu nehmen, die sich nicht als weiblich oder männlich einordnen können oder wollen. Das Medienecho ist groß, die Weltuntergangsstimmung in den Kommentarspalten ebenfalls.

Quelle​

 

[pgtaboada]

Problematisch bleibt erstmal die Anrede in der Rechnung, wenn kein Geschlecht angegeben wurde. Da unsere Vorlagen das gänzliche Fehlen einer Anrede nicht vorsehen, müssen wir uns da was einfallen lassen.

Ich kann entweder, die Divers Anrede nehmen, oder ich lasse die Anrede weg und stolpere direkt mit dem Nachnamen als Anrede in die Rechnung hinein. Ich werde mit der Divers-Anrede loslegen, bis uns was besseres einfällt.

 

[pgtaboada]

Wenn kein Geschlecht angegeben wird, werden wir unseren Glück mit "Guten Tag Mustermann" versuchen. Ein erster Wurf ist online, heute Nacht kommt die Änderung mit dem "Guten Tag" noch dazu.

 

[tigs]

bisher ist es doch so, dass ein Geschlecht angegeben werden muss.
Da wäre ich dafür, dass das auch so bleibt. (Ich habe gerade gesehen, dass es jetzt nicht mehr so ist...)
Ich kenne mich Schlurz und vergesse es anzugeben und tada... schon habe ich divers erzeugt...

 

[Passione]

Dann kann man bald statistisch festhalten, dass die Diversen stark an Zahl zunehmen und somit seitens der Politik viel mehr für diese getan werden muss...

 

[Steffifrance]

Wenn kein Geschlecht angegeben wird, werden wir unseren Glück mit "Guten Tag Mustermann" versuchen.

Hmmm. Muss schon ein wenig grinsen. Mach doch einfach MusterMENSCH!

 

[Sternlein1972]

Du hast öfters divers..

ne, aber ich finde es einfach gut wenn man da wählen könnte. und ich bin familiär selbst betroffen und weiß, wie toll es ist eine geschlechtsneutrale toilette, anrede o.ä. zu haben

 

[Sternlein1972]

Ich persönlich kenne keine Menschen in meinem Umkreis mit solchen Problemen

ich schon. meine tochter/sohn ist transident und für sie bzw. ihn ist das echt ein problem und eine wertschätzung wenns eben umgesetzt wird

 

[Sternlein1972]

Gemeint sind eigentlich nicht Transgender:

doch, die auch. ;-)

 

[Sternlein1972]

bisher ist es doch so, dass ein Geschlecht angegeben werden muss.

ach, ist das nicht mehr so inzwsichen?? das ist ja blöd :-(

 

[tigs]

meine tochter/sohn ist transident und für sie bzw. ihn ist das echt ein problem

das kann ich mir vorstellen.
Ich dachte immer, dass die Entscheidung m/w dann aber mit der Art des Aussenauftrittes zu tun hat. Es ist ja ein Weg von dem einen Geschlecht zum Anderen. In der Regel werden Hormone gegeben, so dass die primären Geschlechtsmerkmale (Frau = Brust, Mann = Bartwuchs) sich bilden können. Dann würde ich den Weg in das neue Geschlecht auswählen zB für Deine Tochter/Sohn die Männertoilette. Bei den Akten ist es rechtlich ja so, dass die Ämter erst wenn die Geschlechtsveränderung vollzogen ist, das Geschlecht auch aktenkundig ändern.
Soll das jetzt geändert werden in einen neutralen Bereich bis die Veränderung vollzogen ist oder landen die Betroffenen dann auf alle Zeiten in der Neutralität?
Die intergeschlechtlichen Babys haben meines Wissens beide Geschlechter angelegt und die Variante gibt den Kindern die Möglichkeit später das geschlecht der eigenen Wahl zu wählen und nicht das erleiden zu müssen, wofür sich die Eltern in ihrer Unwissenheit entschieden haben

 

[Sternlein1972]

Ich dachte immer, dass die Entscheidung m/w dann aber mit der Art des Aussenauftrittes zu tun hat. Es ist ja ein Weg von dem einen Geschlecht zum Anderen

ja, so isses auch, da hast du recht. aber es gibt so viele die sich auf dem weg befinden und sich innerlich (und auch äußerlich) noch nocjt so sicher sind das sie auf das klo des angestrebten geschlechts gehen wollen.
bei uns ist das kein thema, da wird aufs herrenklo gegangen, aber ich kenn wirklich einige aus den trans-kreisen die teils echt schauerliche geshcichten berichten. und ich denke das es den menschen einfacher gemacht werden könnte.
und auf jeden fall bei den kindern die mit nicht eindeutigem geschlecht geboren werden. das ist alles noch so ne grauzone sag ich mal, man bekommt wirklich gänsehaut wenn man die geschichten hört oder liest.
die USA ist da übrigens bedeutend weiter. es gibt viele bücher die aus dem engsclischsprachigen raum kommen und da ist es so, dass schon ganz kleine menschen in kita oder grundschule wissen das sie transident sind und die schule gehen da echt super mit um. in deutschland isses da echt noch schwer

Bei den Akten ist es rechtlich ja so, dass die Ämter erst wenn die Geschlechtsveränderung vollzogen ist, das Geschlecht auch aktenkundig ändern.

nicht ganz. klar in der geburtsurkunde schon, aber man kann sich einen übergangsausweis ausstellen lassen oder auch die zeugnisse auf den gewünschten/angestrebten namen

Die intergeschlechtlichen Babys haben meines Wissens beide Geschlechter angelegt und die Variante gibt den Kindern die Möglichkeit später das geschlecht der eigenen Wahl zu wählen und nicht das erleiden zu müssen, wofür sich die Eltern in ihrer Unwissenheit entschieden haben

wobei das echt ne nummer ist, meine herrn :-( finde ich echt ganz ganz arg schwierig, eine riesen herausforderung da als familie/verwandschaft damit umzugehen und sich so raus zu ziehen das man nicht in die eine oder die andere richtung drängt/erzieht