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Wer hat Erfahrungen mit Traumanalyse als Diagnosemethode?

Dietmar Schlau

Mitglied
Heilpraktiker
Ort
Schwarzwald
Therapien
Gesprächstherapie (Rogers), Traumtherapie, Integrierte Kurzzeittherapie (Dr. Friedmann)
Status
HPP
Hallo an alle,

ich bin praktizierender HPP und Dozent für HPA's.

In meiner Praxis benutze ich oft die Traumanalyse als Diagnosemethode. Meiner Meinung nach,
können Träume die Seele sehr gut abbilden. Da wir als HPP ja nicht betriebsblind werden dürfen,
und es unsere Aufgabe ist uns selbst kritisch zu hinterfragen, wäre es hilfreich eure Erfahrungen
kennen lernen zu dürfen.

Sind Träume als Diagnosemethode hilfreich (und sind sie überhaupt verlässlich) ?
Wie weit verlässt man den wissenschaftlichen Standpunkt, wenn man sich auf Traumanalyse
einlässt?
Hilft es den Patienten, gibt es Erfahrungswerte von euch?

Das sind Fragen die mich beschäftigen. Es wäre schön, wenn ich einige
Erfahrungen und Einschätzungen von Kollegen bekommen würde.

Liebe Grüße

Dietmar Schlau
 
Hallo Dietmar,
ich kenne mich damit leider auch nicht aus, finde das aber extrem spannend und interessant. Es gibt auch Homöopathen, die Träume in die Mittelfindung sehr hochwertig mit einbeziehen, z.T. auch analysieren. Aber als Diagnosemethode habe ich davon noch nicht gehört.
 
Hallo Inna,

danke für die Rückmeldung!

Ich denke mir das halt so: Träume sind Farbbilder der Seele. Und nicht nur "Standbilder", sondern sogar Filme. Man kann deshalb daran nicht nur den
seelischen Standpunkt, sondern sogar die seelische Entwicklung ablesen.
Das müsste ein deutlicheres Bild des seelischen Apparates zeigen, als wenn man
den Patienten Assoziationen zu Tintenklecksen machen lässt. Es ist schliesslich
die Psyche selbst, die durch den Traum "spricht".

Und da Traumsymbole beweisbar und herleitbar sind, müsste deren Aussage auch einigermassen verlässlich sein. Aber das ist es ja gerade, was ich durch den Erfahrungsaustausch hier herausfinden will.

Kennst du einen Homöopathen der Traumanalyse macht? Ich könnte ihn ja direkt anschreiben und nach seinen Erfahrungen fragen.

Nochmals Danke für deine Antwort!

Liebe Grüße aus dem Schwarzwald

Dietmar
 
Das macht z.B. Andreas Krüger in Berlin (SHS - Samuel Hahnemann Schule), ich glaube auch Rosina Sonnenschmidt (da bin ich aber nicht ganz sicher).

Was du schreibst, sehe ich ebenso (Sprache der Psyche über Traum). Ich denke, dass die Traumanalyse sehr kompliziert ist *seufz*
 
Hallo Inna,

danke für die Namen!

Ne, die Traumanalyse ist gar nicht kompliziert. Es gibt ein dahinter liegendes Prinzip,
Traumsymbole folgen festen Regeln. Traumanalyse ist ein "Handwerk", es ist
lern- und vermittelbar. Ich erforsche die Traumsprache seit 30 Jahren und schreibe
Bücher darüber. Ich unterrichte auch HPA's darin, und wir haben immer viel Spaß dabei.

Deine Anmerkung Traumanalyse sei kompliziert, ist eine wichtige Erkenntnis für mich.
Denn ich frage mich schon lange, warum Traumanalyse so wenig populär ist. Vielleicht,
weil viele denken sie sei kompliziert und unwissenschaftlich.
Es gibt also noch viel zu tun für mich, wenn ich Traumtherapie etablieren will :)

Du hast mir sehr geholfen!


Liebe Grüße

Dietmar Schlau
 
Guten Morgen,

ich habe eine einjährige Fortbildung am C.G.Jung-Institut besucht (Therapeutisches Arbeiten mit Träumen) und
arbeite in der Praxis sehr gerne mit Träumen meiner Klienten.

Ich bin der Meinung, eine gelungene Entschlüsselung eines Traumes geht nur in Zusammenarbeit mit dem Träumer.
Von einer alleinigen "Deutung" seitens desTherapeuten halte ich nicht viel - Es gibt eine Vielfalt von Symbolen, die
zum Teil natürlich "feste" Bedeutungen haben, immer aber auch im persönlichen Kontext zu sehen sind.

Ich finde die Analyse eines Traumes sehr spannend, aber aus verschiedenen Gründen oft auch schwierig.
Als Diagnoseinstument kann ich mir das für meine Arbeit eher nicht vorstellen, das wäre mir zu vage.

Aber vll. wird das Thema ja durch ein paar Beispiele griffiger. Welche Träume bzw. Trauminhalte würden denn für welche
Diagnose sprechen?

Liebe Grüße von Pia

Zum Thema Wissenschaft und Träume fällt mir ein sehr gutes Lehrbuch ein
http://www.amazon.de/Therapeutisches-Arbeiten-Träumen-Theorie-Traumarbeit/dp/3540667865

wer's poplärwissenschaftlicher und gleichzeitig fundiert mag, wird sich mit dem hier wohl fühlen
http://www.amazon.de/Was-unsere-Träume-sagen-wollen/dp/3451058898
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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G

Aber vll. wird das Thema ja durch ein paar Beispiele griffiger. Welche Träume bzw. Trauminhalte würden denn für welche
Diagnose sprechen?

Liebe Grüße von Pia
Wäre sehr interessant, ja! :)
 
Guten Tag Pia,

vielen Dank für die Rückmeldung.


Als Diagnoseinstument kann ich mir das für meine Arbeit eher nicht vorstellen, das wäre mir zu vage.

Ja, genau das ist der Punkt, das ist es was mich beschäftigt: Ist es zu vage oder ist es ein präzises
Werkzeug um "in die Seele zu schauen"?

Um zu helfen brauchen wir ja Informationen über das seelische Geschehen des Patienten,
aber wir haben kein Röntgenapparat. Wir behelfen uns mit Gesprächen, standardisierten
Verfahren, Inventaren, Assoziationen u.s.w. Alles in der Hoffnung, wir erfahren dadurch,
was in der Seele im Moment vor sich geht. Und müssen dabei aber in Kauf nehmen, dass
Übertragungen, soziale Erwünschtheit, Tagesform, Eigenbildverzerrungen u.s.w, die Information
verändern. (Die ganzen Fallstricke eben, die wir als Gesprächstherapeuten ja kennen.)
Meine (zu verifizierende) Idee ist, dass ein Traum diese "Manipulationen" eben nicht vornimmt,
und deshalb "ehrlichere" Informationen liefert.
Bewusst überspitzt formuliert, damit die Konturen scharf werden: Kann eine Assoziation über
Tintenkleckse tatsächlich ein genaueres Bild von der Psyche zeichnen, als ein Bild, das die Psyche
selbst angefertigt hat (ein Traum)?

(Um das heraus zu finden habe ich diesen Austausch angeregt, danke an alle die sich beteiligen!)

... und arbeite in der Praxis sehr gerne mit Träumen meiner Klienten.
... ich finde die Analyse eines Traumes sehr spannend, aber aus verschiedenen Gründen oft auch schwierig.

Deshalb wäre es für mich spannend, etwas konkreter zu erfahren, wie die Arbeit mit Träumen bei dir aussieht,
und was für Erfahrungen du damit gemacht hast. Und - falls du noch Zeit und Lust hast - was sind die Gründe
für die Schwierigkeiten und um welche Schwierigkeiten geht es?

Aber vll. wird das Thema ja durch ein paar Beispiele griffiger. Welche Träume bzw. Trauminhalte würden denn für welche Diagnose sprechen?

Ja, gerne. Nehmen wir ein häufiges Traumbild meiner Klienten: "Ich gehe nach Westen".

Die Ausrichtung nach Himmelsrichtungen zieht sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte:
Kultstätten (Stonehenge, Newgrange, Pyramiden u.s.w) sind nach Ost-West ausgerichtet.
In fast allen urzeitlichen Gräbern sind die Leichen in Ost-West-Richtung bestattet.
In kulturbildenden Überlieferungen - z.B. dem Gilgamesch-Epos - spielt Ost-West eine zentrale Rolle.
In den Hochreligionen ist Ost-West von zentraler Bedeutung. "Ost-West" hat also sogar entscheidend
unsere heutige Gesellschaftsform mitgestaltet. ( Selbst unsere heutigen Kirchengebäude sind fast
alle nach Ost-West ausgerichtet.)

Wenn die Himmelsrichtung seit 30.000 Jahren die Menschen beeinflusst, wenn ganze Völker
Jahrzehnte lang schuftetet um (nach den Himmelsrichtungen ausgerichtete) Pyramiden zu
bauen - dann dürfen wir annehmen, dass "Ost-West" eine bestimmende seelische Größe ist.

Anhand archäologischer Funde kann man nun nachweisen, dass "West" die seelische Heimat
der "Natürlichkeit" ist. (Das hat mit Sonnenauf- und Untergang zu tun. Als Schülerin des
C.G.Jung Institutes wirst du das kennen, aber vielleicht sind ja noch andere Leser hier.
Stichwort: kollektives Unbewusstes.)

Wenn nun ein Mensch träumt, er gehe nach Westen, kann man daraus schliessen, dass
sich seine seelischen Prioritäten in Richtung "Natürlichkeit" verlagern. Das müsste
doch eine deutliche und abgesicherte Aussage der Seele sein. So jedenfalls meine
Hypothese (und Hoffnung).

Vielen Dank für die Mitarbeit und liebe Grüße von Dietmar
 
Hallo an alle,

vielen Dank für den Tip mit dem FiF, Inna. (Bin neu hier und hab nur eine laangsaaame
Internetverbindung, deshalb kenne ich mich hier noch nicht so aus.)
Ich bereite einen Artikel vor, den stell' ich dann ins FiF. Es ist toll, dass das
Thema Interessenten findet.

Natürlich nenne ich gerne die Buchtitel. ;) Hab nur Angst dass es als Werbung eingestuft
wird, und der Beitrag gelöscht wird. Äh ... ich habe eine Internetseite.

Liebe Grüße

Dietmar
 
Hmm - ich sehe es ähnlich wie Pia - für mich geht das nur in Kommunikation mit dem Patienten.Um es am Beispiel: "Ich gehe nach Westen" zu verdeutlichen: da würde ich eher fragen: welche Bedeutung hat der Westen für Sie?Vielleicht kommt ja heraus: Westen - da fällt mir mein Bruder ein, der im Westen der USA lebt und zu dem ich keinen Kontakt habe....Ein Rezeptbuch: Traum A bedeutet B finde ich persönlich problematisch, denn ich kann dann auch schnell etwas rein interpretieren.Ist ähnlich wie eine bestimmte Form der Psychosomatik, die ich gar nicht mag: Du hast körperliche Beschwerde A? Dann hast Du Problem B!
 
Hallo Dietmar, vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Ja, natürlich haben wir es in Träumen auch mit dem kollektiven
Unbewussten und den Archetypen zu tun - gleichzeitig zeigt sich aber auch das persönliche Unbewusste, die Ebenen können sich
verschieben / vermischen. Schon indem wir ein Traumsymbol eindeutig zuordnen greifen wir ja mit unserem eigenen Verstand,
unserer Vorstellung etc. ein. Es bleibt also nie wirklich neutral.

Wir behelfen uns mit Gesprächen, standardisierten
Verfahren, Inventaren, Assoziationen u.s.w. Alles in der Hoffnung, wir erfahren dadurch,
was in der Seele im Moment vor sich geht. Und müssen dabei aber in Kauf nehmen, dass
Übertragungen, soziale Erwünschtheit, Tagesform, Eigenbildverzerrungen u.s.w, die Information
verändern. (Die ganzen Fallstricke eben, die wir als Gesprächstherapeuten ja kennen.)
Meine (zu verifizierende) Idee ist, dass ein Traum diese "Manipulationen" eben nicht vornimmt,
und deshalb "ehrlichere" Informationen liefert.

Indem der Patient seinen Traum berichtet, wird dieser bereits "verzerrt" - er erinnert sich nur an Bruchstücke,
deutet etwas unbewusst und färbt dadurch seine Erzählung, er vermischt Phantasie mit tatsächlich
Geträumtem und ergänzt seine "Traumgeschichte" etc....ebenso blendet er manches aus..... das ist z.B. eine Schwierigkeit.

Indem wir uns den Traum anhören, hören wir mit unseren Ohren, die an unserem Kopf sitzen, indem
sich unsere Gedanken befinden, die mit unserem eigenen Unbewussten zu tun haben - d.h. wir werden einen Traum nie wirklich
ganz neutral hören können. Das ist eine weitere Schwierigkeit.

Entsprechend passieren all die Dinge, die in einer Gesprächstherapie passieren, auch bei der Arbeit mit Träumen. Zumindest, wenn wir deutend
arbeiten, denn dann benutzten wir ja auch die gleichen "Instrumente" wie in der Gesprächstherapie (Ratio, Sprache....). Etwas anders verhält es
sich vll., wenn man den Traum gestalterisch darstellen läßt.....aber auch hier, sogar wenn wir gar nicht deuten, mischt sich das eigene Unbewusste
mit dem "Material", das der Kleint liefert - durch unsere Mimik, unsere Energie, die unbewusst für ihn wahrnehmbar ist etc.

Aber ich glaube, ich schweife jetzt zu weit ab .....

Deshalb wäre es für mich spannend, etwas konkreter zu erfahren, wie die Arbeit mit Träumen bei dir aussieht,
und was für Erfahrungen du damit gemacht hast

Ich arbeite mit Träumen, wenn Klienten sie von sich aus präsentieren. Ich lasse mir den Traum erzählen und frage sehr viel nach.
Vor allem nach den Emotionen im Traum. Dann versuche ich gemeinsam mit dem Klienten zu ergründen, was sein Unbewusstes
ihm mit diesem Traum sagen möchte. Dabei muss ich höllisch aufpasssen, dass ich seinem Unbewussten nicht unterstelle, das
transportieren zu wollen, was ich gerne transportieren würde :)) Das ist eine große Gefahr beim Arbeiten mit Träumen ....
Über eine Traumdeutung ist der Klient beeinflussbarer als in einem Gespräch über reale Begebenheiten, finde ich. Meine Erfahrung
ist, dass hier weniger Widerstand auftritt, also ja auch der "Schutz" nicht so gut funktioniert. Bei stabilen Menschen - grob gesagt,
den "Normalneurotikern" sit das nicht so schlimm, aber bei sehr labilen Menschen kann das ungut enden.

Bei deinem Beispiel hast du die archetypische Ebene sehr schön ausgeführt ... da fraut sich das Jungianer-Herz mal richtig :))))
aber wie ist es mit der Ebene des persönlichen Unbewussten, die ja auch zu beachten ist?
Welche Erfahrungen hat der Klient mit den Himmelsrichtungen gemacht?, welche Assoziationen hat er dazu bzw. zum Thema
Himmelsrichtung an sich? Mit welchem Ziel ging er im Traum in diese Richtung? MIt welchen Gefühlen (Angst, Hoffnung,...?)
Wo kommt er her? Warum geht er dorthin? .... Erst wenn alles zusammen angeschaut wird (und auch in den Assoziationen des Klienten) ,
zeigt sich immer klarer, was der Traum für diesen Menschen ganz persönlich meint. Und hier gibt es eine Überschneidung zu den
Tintenklecksen, denn auch da wird nach den Assoziationen des Klienten geschaut.

In meiner Ausführung wird dir eine weitere Schwierigkeit aufgefallen sein - es ist nicht unerheblich, welche Fragen der Therapeut
stellt. Auch da wieder eine Überschneidung zur Gesprächstherapie.

Die Annahme, wenn der Kleint im Traum nach Westen geht, will er Richtung Natürlichkeit gehen, ist mir ehrlich gesagt viel zu
allgemein. Außerdem wäre das eher noch ein lösungsorientierter Ansatz als etwas Diagnostisches. Kommt er, wenn er Richtung
Natürlichkeit geht zwangsläufig aus dem Gegenteil und welchen Störung wäre das dann? Prinzipiell könnte man ja eigentlich
jede Störung als "Unnatürlichkeit" definieren, wenn man so philosophieren wollte.

Meine Überzeugung ist die, dass es am meisten Sinn macht, möglichst viele Komponenten im Auge zu behalten.

Eine Diagnose stützt sich m.E. auf jeden Fall mal auf die Ergebnisse einer wirklich ausführlichen Anamnese. Hierfür
verwende ich einen sehr umfangreichen Anamnesbogen. Träume, Sandbilder, Rorschachtest und anderes kann ergänzend
betrachtet werden und sehr aufschlussreich sein - das eine schließt aber das andere nicht aus - auf die gute Mischung kommt
es an und darauf, die eigenen blinden Flecken im Auge zu behalten so gut es geht - das gilt m.E. für jede Therapieform und
ganz besonders für die, die mit dem Unbewussten arbeiten.

Liebe Grüße von Pia
 
Habe mal bei einen hofnungslosen fall vor den schlafen ,nach oben,gefragt wass ich machen soilte.
Bekam eine deutliche antwort im traum und es hatt funktioniert bein patientin.

Aber dass funktioniert nur wen man alles selber versucht hatt, also nur aus faulheit etwas frageb funktioniert nicht, mann traumt dan oft vom gewitter, und heisst du bekommst eienen auf die mutze.

Nur mit ein traumbuch schaft mann es nicht, jeder mensch hatt auch sein eigen symbole.
 
Hallo an alle!

@Hildegard:
Ein Rezeptbuch: Traum A bedeutet B finde ich persönlich problematisch ...

Ja, die Rezept- und Symbolbücher finde ich auch fragwürdig. Jedenfalls diejenigen, die die
Symbole nicht herleiten und keine Gründe für die Deutung angeben. Ich habe oft den
Eindruck, die beschriebene Bedeutung hängt nur vom "Richtigkeitsgefühl" des Autors ab -
ohne wissenschaftliche Grundlage.
Zudem kommt, dass komplette Listen unreflektiert übernommen werden. So tauchen Symbol-
bedeutungen an mehreren Quellen auf. (... was sie natürlich nicht "wahrer" macht, uns dies
aber suggeriert.)

@Hildegard
... denn ich kann dann auch schnell etwas rein interpretieren.

Sehe ich auch so. Deshalb handhabe ich persönlich es so, dass ich "formale Übersetzungsarbeit"
mache. Ich führe die Symbole auf die Inhalte des kollektiven Unbewussten zurück. Dessen
Symbolik lässt sich mit einiger Sicherheit beweisen, und ist (nach allem was wir wissen zumindest)
allgemeingültig. In dieser Phase lasse ich den Patienten und mich (so gut das eben geht) aussen vor.

@Hildegard
... da würde ich eher fragen: welche Bedeutung hat der Westen für Sie?

@Pia
Welche Erfahrungen hat der Klient mit den Himmelsrichtungen gemacht?, welche
Assoziationen hat er dazu bzw. zum Thema Himmelsrichtung an sich?

Verstehe ich das richtig, ihr meint die individuelle Einschätzung des Träumers liefert einen
gültigeren Hinweis, als die Bedeutung aus der kollektiven Psyche? Okay.

Die Erkenntnisse aus diesem Erfahrungaustausch hier werden mein Bild von der Traumarbeit
beeinflussen und deshalb auch in meine Seminare und Bücher einfliessen. Damit man mir nicht
schlampiges Arbeiten vorwirft, muss ich penibel zwischen "Meinung" und "Erfahrung" unter-
scheiden. Darf ich euch deshalb fragen, ob es eure Meinung ist, oder ob es Erfahrungen sind,
die euch eher nach der Assoziation des Träumers fragen lassen. (Und falls Erfahrungen - welche?)

Ich bin interessiert, auch eure Meinungen zu hören, ausdrücklich sogar. Denn Meinungen sind
ja nicht automatisch weiter weg von den Fakten, nur weil sie nicht durch eine Messreihe belegt
sind. Und zweitens möchte ich herausbekommen, warum der Traumanalyse in der Öffentlichkeit
so sehr der Geruch von Esoterik und "Goldene-Blatt-Psychologie" anhaftet.

@Pia
Indem der Patient seinen Traum berichtet, wird dieser bereits "verzerrt" - er erinnert sich
nur an Bruchstücke, deutet etwas unbewusst und färbt dadurch seine Erzählung, er
vermischt Phantasie mit tatsächlich Geträumtem und ergänzt seine "Traumgeschichte"
etc....ebenso blendet er manches aus..... das ist z.B. eine Schwierigkeit.

Stimmt, ja. Jetzt wo' du sagst ... Ich fürchte ich bin anfällig dafür dem Klienten alles
zu glauben, wenn er einen Traum berichtet ... Danke für die Supervision!

@Pia
Deshalb wäre es für mich spannend, etwas konkreter zu erfahren, wie die Arbeit mit
Träumen bei dir aussieht, und was für Erfahrungen du damit gemacht hast

Danke für das Interesse. Wie ihr bestimmt schon gemerkt habt, hör' ich mich gerne
reden, also los...

Meine Erfahrung ist, dass psychosoziale Komponenten besonders gut mit Traumarbeit
zu erkennen sind. Ich meine das so:
Seelisch befinden wir uns immer in dem Konflikt zwischen "dem was wir wollen" und
"dem was wir müssen."
Wir "wollen" weil wir einen Körper, Gefühle und Bedürfnisse haben. Weil wir aus der
Natur hervorgegangen sind, und unser genetischer Bauplan eben eine bestimmte
Natürlichkeit verlangt. (Damit Körper und Seele am Leben bleiben.)
Wir "müssen" weil die Leistungsgesellschaft Anforderungen an uns stellt. Und unser
Gewissen, weil es uns mit einem "schlechten Gewissen" bestrafen kann, wenn wir uns
nicht an die Gesellschaftsregeln halten. (Daneben gibt's evtl. auch noch ganz reale
Schwierigkeiten, sich die Brötchen zu verdienen.)

Das Spannungsfeld zwischen diesen beiden Polen ist bei Burn-Out und Depression oft
sehr ausgeprägt, so meine Beobachtung. Die Träume (genauer: die Träume aus der
kollektiven Psyche), haben hauptsächlich dieses Spannungsfeld zum Thema. Sie zeigen
(m. E. geradezu perfekt) den aktuellen Standpunkt zwischen diesen beiden Polen, sowie
seelische Ressourcen, Fähigkeiten, Stärken, Abwehrmechanismen u.s.w dieser beiden
seelischen Bereiche. Wenn wir also Träume anschauen, erkennen wir, wo die Überlastung
herkommt (z.B. "innere Antreiber", Leistungsgedanken, Perfektionismus, Autoritätsangst ...),
und ob (und wenn ja, welche) Strategien vorhanden sind, der Überlastung zu begegnen.

Auch bei "Sinnfragen" und unspezifischen Lebenskrisen hilft es, die Träume unter diesem
Filter zu betrachten. Oft kommt heraus, dass gesellschaftlich geformte Gewissensinhalte
einen seelischen Konflikt verursachen.

Weniger Information liefern Träume nach meiner Erfahrung bei Beziehungsproblemen. (Es
sei denn das Problem resultiert aus konträren Lebenseinstellungen - einer ist "natürlich",
einer ist "leistungsorientiert". Das können Träume sehr gut aufzeigen.)

Auch interessant:
Gar nicht mehr tauchen Freud'sche Träume auf, also Träume die mit verschlüsselten Symbolen
eine unterdrückte Sexualität kompensieren. Schon lange hat mir niemand mehr erzählt er hätte
mit Rotkäppchen im Wald längliche Pilze in einen ovalen Korb gesteckt. Als ich vor 30 Jahren
mit Traumarbeit angefangen habe, habe ich solche Träume noch beobachtet.

Ich frage aktiv nach Träumen und gebe auch als "Hausaufgabe", Träume aufzuschreiben.
(Wenn die Bereitschaft da ist, natürlich nur.) Ich habe festgestellt, dass bestimmte Menschen
über "Erkennen" Zugang zu ihrem Erleben haben. Denen hilft es, wenn sie verstehen, wie die
kollektive Psyche die Leistungsgesellschaft geformt hat. Sie haben dann nicht mehr so sehr
den Fokus auf der "eigenen Schuld". Die konkrete Therapiearbeit ist dann schon fast "Fach-
wissen vermitteln".

Klienten die übers Fühlen Zugang zu sich haben, denen brauch ich meist nicht mit Fachwissen
kommen. Bei ihnen ist Traumarbeit am Schwierigsten, und ich lasse es dann. (Kann aber auch
damit zusammenhängen, dass ich ein "Kopfmensch" bin.)

Handlungsorientierte Klienten träumen gerne. Sie können dann "etwas tun". Ihnen gebe ich
schon mal eine Aufgabe mit. (z.B.: "Versuchen Sie mal im Traum nach Westen zu reisen")

Soweit mein Nähkästchen, danke für's Lesen.


@Pia
Über eine Traumdeutung ist der Klient beeinflussbarer als in einem Gespräch über
reale Begebenheiten, finde ich. Meine Erfahrung ist, dass hier weniger Widerstand
auftritt, also ja auch der "Schutz" nicht so gut funktioniert.

Ein neuer Aspekt für mich. Da muss ich mal drauf achten.

@Pia
... da fraut sich das Jungianer-Herz mal richtig :))))

Frau "fraut" sich ... Ist das nicht herrlich, ein freud'scher Versprecher zu C.G.Jung.
Pia, du hast meinen Tag gerettet!

@Pia
... was der Traum für diesen Menschen ganz persönlich meint.

Ja, klar. Damit keine Mißverständnisse entstehen: Ich glaube auch, dass der Traum den
Träumer meint. Ich bin mir nur nicht sicher, ob die Symbole die er verwendet, (nur) aus
dem persönlichen Erfahrungshorizont des Träumers stammen.

@Pia
Die Annahme, wenn der Kleint im Traum nach Westen geht, will er Richtung Natürlichkeit
gehen, ist mir ehrlich gesagt viel zu allgemein.

Klar, da steckt ja auch noch viel mehr dahinter. Das habe ich aus Platzgründen nicht
ausgeführt.

@Pia
Außerdem wäre das eher noch ein lösungsorientierter Ansatz als etwas Diagnostisches.
Kommt er, wenn er Richtung Natürlichkeit geht zwangsläufig aus dem Gegenteil und
welchen Störung wäre das dann?
Eine Diagnose stützt sich m.E. auf jeden Fall mal auf die Ergebnisse einer wirklich
ausführlichen Anamnese.

Ja, danke für den Hinweis. Ich habe da wohl den Begriff "diagnostisch" zu leichtferig
gebraucht. In diesem Zusammenhang meine ich damit nicht die Diagnose der Störungen
nach dem ICD-10, sondern allgemeiner "etwas über die Seele des Patienten erfahren".
Natürlich steht am Anfang eine klassische Anamnese und ein sauber erstellter
psychopathologischer Befund. Information aus Träumen ist nur eine der möglichen
Quellen. Das handhabe ich auch so.

@Pia
Außerdem wäre das eher noch ein lösungsorientierter Ansatz als etwas Diagnostisches.

Sehe ich auch so. Meiner Erfahrung nach zeigt der Traum nicht nur "Probleme" sondern
auch (vor allem sogar) seelische Ressourcen und Fähigkeiten. Und er zeigt m.E. nicht nur
den aktuellen Zustand, sondern sogar den Prozeß, der gerade läuft.

Danke an alle für die Rückmeldungen!

Dietmar
 
Guten Morgen,

Frau "fraut" sich ... Ist das nicht herrlich, ein freud'scher Versprecher zu C.G.Jung.
Pia, du hast meinen Tag gerettet!

hihi...da würde Freud sich aber freuen, wenn er das noch erleben dürfte, dass es neben Versprechern auch Vertipper gibt :D:D:D

Meiner Erfahrung nach zeigt der Traum nicht nur "Probleme" sondern
auch (vor allem sogar) seelische Ressourcen und Fähigkeiten

Da sind wir uns supereinig :juchu:

Allen einen schönen Sonntag, liebe Grüße von Pia :hutwink:
 
Hallo zusammen,

ein toller Fred - zumal ich in letzter Zeit auch öfter mit Träumen zu tun habe.
Mir sind Träume sehr wichtig geworden, da ich so häufig wertvolle Impulse finde.
Zugleich tut es gut, dabei offen zu sein und die Möglichkeiten zu erkennen.
Vielen Dank!:)

Liebe Grüße
Kai
 
Hallo Kai,

vielen Dank für dein Interesse!
Darf ich fragen, was du in letzter Zeit mit Träumen zu tun hast? Ich meine, mit Klienten, oder eigene Träume?
Könntest du etwas über die angesprochenen Impulse berichten, was meinst du genau damit?
Nach welchen Kriterien analysierst du?

Liebe Grüße

Dietmar
 
Hallo Joppo!

vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht.
Wie funktioniert das mit dem 'nach oben fragen' ?
Und wie kann ich mir die Antwort vorstellen?

Das ist ja superspannend!

Liebe Grüße

Dietmar
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Dietmar,

beides ist für mich interessant. Bei der Analyse meiner Träume achte ich darauf, ob ich eine Verbindung mit einer Situation, Personen etc. herstellen kann. Das ist manchmal indirekt möglich, wenn Dinge für Personen stehen. bei den Träumen von Klienten stelle ich zuweilen fest, dass Sie mein Bild von der verfügbaren Kraft gut wiederspiegeln und mir erlauben einzuschätzen, wie intensiv das Kommende sein darf - oder das Vergangene gewesen war.

Liebe Grüße
Kai
 
Hallo Kai,

danke für deine Antwort. Ich weiss, Gesprächstherapeuten sind nervig - sie fragen immer "was meinen Sie damit genau?" :eek:

Darf ich dich deshalb auch fragen, woran du eine Verbindung zur Situation, Person etc. erkennst. Und wie kannst du sicher sein, dass die Einschätzung dann stimmt, und sich nicht nur "richtig anfühlt"? Und woran erkennst du das "widerspiegeln" der Kraft? Mit welcher Analysemethode arbeitest du?

Mir geht es nicht darum Kollegen auszufragen, sondern darum: Ich betreibe seit 30 Jahren Traumforschung. Es wird also höchste Zeit meinen Ansatz in Frage zu stellen, und herauszufinden, wo meine blinden Flecken sind.

Liebe Grüße, und danke an alle, die sich hier einklinken!

Dietmar Schlau
 
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