Ja und nein. Das Problem ist, dass wir immer davon ausgegagen sind, dass alle Tools, die wir einsetzen, mit Blick auf Datenschutz umgesetzt worden sind. Das ist leider nicht der Fall - es wurde immer gerade so die technische Umsetzung gestemmt, mehr auch nicht.
Jetzt nehmen wir noch alle diese kostenlosen Tools dazu - irgendwie muss sich das ja finanzieren. So naiv kann keiner sein und glauben, dass Tools wie Google Mail oder Whatsapp "einfach als Dankeschön dafür an uns da sind". Whatsapp hatte schon vor einigen Jahren 550 Server und mehr als 30 technische Mitarbeiter für den Betrieb. Da ist die Entwicklung der Serveranwendung und der Apps gar nicht eingerechnet. Wenn man da kurz im Kopf die Monatskosten überschlägt wir einem schlecht.
Jetzt kommen wir mit dem Datenschutz um die Ecke. Warum? Ganz einfach: informationelle Selbstbestimmung. Denn nur wenn wir Herr unserer Daten sind, und auch wissen wo, warum und wofür unsere Daten gespeichert sind, werden wir uns auch frei bewegen und auch frei äussern. Das ist eine Grundvoraussetzung für eine Demokratie. Wer jetzt die Augen verdreht darf sich darüber Gedanken machen, was in den letzten Monaten Jahren in der Türkei passiert ist - wie schnell Dinge stattgefunden haben, die wir hier heute für gänzlich unmöglich halten.
Datensicherheit und Datenschutz machen kein Spass, sind aber unablässig. Hier haben wir alle geschlampt, kein Bock gehabt, und zahlen jetzt den Preis dafür. Sei es, dass Rechner reihenweise verschlüsselt und die Daten als Geisel genommen werden, oder das Lehrer in den USA die Einreise verweigert bekommen, weil man in deren Amazon Einkaufsliste Bücher über den Islam gefunden hat.
Mir wird schlecht bei all den Politikern, die unter unterschiedlichster Gründen die Grundlage für Zensur und die technische Grundlage für eine Überwachung geschafft haben. Mir wird schlecht, wenn ich mir überlege, was die Bafin in Deutschland alles darf. Mir wird schlecht, wenn ich sehe, wie die NetNeutrality abgeschafft wird und wie die Vorratsdatenspeicherung vorangetrieben wird. Mir wird schlecht, wenn ich mir überlege, welche Profile heute in Google und Facebook über uns erstellt werden - egal ob wir deren Dienste nutzen oder nicht. Mir wird schlecht wenn ich lese, dass jetzt alle glücklich sind, dass Whatsapp Ende-zu-Ende Verschlüsselung anbietet, aber allen egal ist, dass deren Adressbücher kontinuierlich hochgeladen werden und das Whatsapp sich merkt, wann wir mit wem wie lange und wo kommuniziert haben. Die sind kein Telekommunikationsunternehmen, unterliegen keinen rechtlichen Vorgaben und geben in den AGB auch noch an, diese Daten zu nutzen.
Schaut euch doch bitte Staatsfeind Nr. 1 an, und seit euch bewusst, dass diese Technik schon damals veraltet war. Lest Blackout und macht euch klar, dass die Technik dort total unrealistisch noch am Leben gehalten wurde, damit überhaupt ein Roman zustande kommt.
So, jetzt verkrieche ich mich wieder in die Ecke und bin wieder ruhig...